Die Gäste verwirrten eines Abends die Köchin Stéphanie dermaßen, dass sie keinen Apfelkuchen in den Ofen geschoben hatte. In der Eile legte sie die gezuckerten Äpfel ohne Teig in die Form und schob sie in den Ofen. Als Stephanie ihr Malheur bemerkte war es zu spät – die Äpfel waren karamellisiert. Um das Dessert zu retten, breitete sie Blätterteig über die Äpfel, um in ihrer Not eine Art “gedeckten Apfelkuchen” zu backen. Die mit Teig bedecken Äpfel wurden nochmals in den Ofen geschoben.
Als sie das Backblech wieder aus dem Ofen zog musste sie den Kuchen so aussehen lassen als wäre nichts geschehen. Sie kippte den Apfelkuchen umgekehrt auf eine Platte, so dass sich der Boden wieder unten befand und die karamellisierten Äpfel oben lagen. Mit Gesten des Bedauerns präsentierte sie ihre Apfeltorte. Die Gäste waren von dem aromatisch duftenden Missgeschick begeistert. Die «Tarte des Demoiselles Tatin» trat ihren Siegeszug an, insbesondere deshalb, weil der Boden wunderbar durchgebacken und von den Äpfeln nicht aufgeweicht worden war.
REZEPT
Für 2 Personen benötigt man:
4 Äpfel (Bio, ich schäle die Äpfel nicht)
6 EL Puderzucker
1 EL Butter
1 Vanillestange
Man nehme eine Pfanne mit ungefähr 20 cm Durchmesser. Der Griff sollte hitzebeständig sein. Eine Platte Blätterteig (3-4 mm dick) in runder Form und dem Ausmaß der Pfanne.
Den Äpfeln wird mit einem runden Apfelausstecher das Gehäuse mit den Kernen entfernt, danach, vielleucht mit der Brotschneidemaschine 3 mm dicke Scheiben schneiden.
In die Pfanne ein voller Teelöffel Butter und ein zwei Esslöfel Zucker. Auf der Herd so lange rühren bis alles zerlaufen ist. Vorsichtshalber besser etwas früher vom Herd gehen, denn die Pfanne glüht nach und der Zucker bekäme zu dunkle Farbe und dazu noch einige Bitterstoffe ab.
Also, die Pfanne vom Herd und die Apfelspalten dachziegelartig einsortieren. Jetzt den passgenauen Teig, der die Pfanne abdeckt drauflegen. Ab in den Ofen, der auf 180 Grad vorgeheizt wurde. Nach spätestens zwanzig Minuten müssten sich Resultate zeigen, der Teig müsste kräftig aufgegangen und nicht zu dunkel sein.
Das Finale geschieht so: Den Teig mit etws Puderzucker bestreuen. Pfanne auf den Herd und immer hin und her ruckeln, bis sich am Rand braunes Karamell zeigt. Mit einem Hauruck-Schwenk die Tarte auf den Teller drehen, dass nun die Äpfel oben sind.
Im Restaurant machen wir es so, Die Tarte wird warm geparkt und wenn Tochter Eva das Dessert abruft, gehen wir mit der Panne auf den Herd, bis alles karamellisiert und dann wird serviert.
Wenn es beim ersten Mal klappt, dann hat man Glück gehabt. Aber egal wie, ob nun die Äpfel richtig karamellisiert sind oder nicht, ob man den Kuchen überhaupt hat stürzen können, ob alles in der Pfanne kleben blieb: Es schmeckt immer vorzüglich.