Überlebensrezepte

Schwäbischer Kartoffelsalat

Zubereitung ca. 45 Minuten

Für ca. 2 Personen

Zutaten

500 g Kartoffeln vorwiegend festkochend
1 kleine Zwiebel
3 EL Pflanzenöl (am Schluss muss sehr viel Öl zusätzlich dran, er muss glänzen)
¼ l Brühe stark, kräftig, überwürzt, (aus Bio-Instant-Gemüsebrühe)
1 EL Essig
1 TL scharfer Senf
Pfeffer und Salz

Jeden Sonntag gab es daheim und bei allen Nachbarn Braten vom Schwein oder Rind oder Kalb oder alle Fleischsorten gemischt. Auf dem Land ist das noch immer so. Für uns Kinder war damals die Fleischzuteilung des Vaters eher knapp. Wir hielten uns an die Spätzle und Soß und – jetzt kommt’s: „Kartoffelsalat“. Das war der Eckpfeiler unserer Gourmandise. Das ist bis heute so geblieben.
Jede Hausfrau bereitet den Kartoffelsalat anders zu und in jeder Region pocht man auf die ureigenste, reine Lehre. Der ehemalige Ministerpräsident Lothar Spät, auf den kein rechter Schwabe etwas kommen lässt, gab zum Kartoffelsalat eine klare Definition: „Soichnass muaß er sein und dr Wein dazu furztrocka.“ Versteht sich, dass über Kartoffelsalat ohne Weiteres eine Stunde gestritten werden kann, einwandfrei geklärt ist aber, dass Schwaben ihn nur lauwarm richtig mögen.

Die Kartoffeln wie Pellkartoffeln weichkochen. Die über alles gerühmte Sorte Sieglinde ist mir meistens zu speckig. Zwar heißt es immer, die Kartoffeln müssten festkochend sein, was schön und recht ist, aber mir ist es wichtiger, dass die Kartoffeln, die Brühe, das Öl und den Essig gut aufsaugen. Dies auch auf die Gefahr hin, dass die Kartoffeln unansehnlich zerfallen. Sollte der Kartoffelsalat schön aussehen, so schmeckt er garantiert nicht. Man habe keine Angst vor Matsche. Also keine speckigen, festkochenden Kartoffeln, sondern die Sorte die zwischen festkochend und mehlig liegt.

Pellkartoffeln lauwarm abkühlen lassen, schälen und in feine Scheiben schneiden, also wirklich keine Brocken. Ich nehme dazu gerne einen Hobel.

Sind die Kartoffeln gerädelt kommt die Brühe über die Kartoffeln. Sie muss sehr, sehr überwürzt sein (Instant-Gemüseprühe). 2 MS Salz, der Senf, grober Pfeffer und die Zwiebel dazu. Nun die Hälfte des Öls darüber geben und erst jetzt alle Zutaten durcheinandermischenden. Die Zwiebel schneide ich nicht mit dem Messer fein, sondern benütze auch eine Raffel dazu, so dass alles sich gut verteilt. Ohne Zwiebel ist der Kartoffelsalat im Kühlschrank auch am anderen Tag noch gut, mit Zwiebel sollte er aber sofort gegessen werden. Versierte schwingen alles zusammen in der Schüssel, andere nehmen, zwei große Löffel, am besten gelingt er, wenn man ihn mit den Händen durchmischt. Während des Mischens probieren. Danach den Salat eine halbe Stunde stehen lassen, meist muss dann noch Brühe, Essig und Salz hinzu, denn der Salat ist dem Koch recht ähnlich, er “lässt nach”. Dass man selbst nicht allzusehr nachlässt, dem könnte man mit ein bis zwei Paar Saitenwürstchen entgegensteuern.