mit dieser Lady habe ich mich sehr intensiv beschäftigt, als ich zu meinem Wienbuch recherchiert habe. Grob gesagt es ist unglaublich wie undifferenzierter Mist über diese Frau schon verbreitet wurde. Sie hätte fast nichts gegessen, da sie einem Schlankheitswahn verfallen wäre. Das stimmt zum Beispiel während ihrer aktiven Zeit als Military-Reiterin überhaupt nicht. Sie haute rein wie ein Scheunendrescher. Das muss man auch wenn man sich beim anstrengendsten Pferderennen der Welt sich im Darmsattel halten will und mit den weltbesten Reitern mithalten will. Oder ihre Zähne? Es ist erwiesen, dass sie im Jahr, ungefähr umgerechnet auf heutigen Wert, 10.000 € für ihre Zähne ausgab. Darüber gibt es Dokumente des Hofzahnarztes Dr. Raimund Günther. Es gab damals schon Porzellan-Kronen. Allerdings eine andere Meldung von ihrer Freundin beim Kaffeetrinken im Cafe Zauner in Bad Ischl (heute noch eine erste Adresse): Unter einem Sonnenschirm nahm sie völlig ungeniert ihr Gebiss heraus und spülte es aus einer Wasserflasche ab. Diese Meldung ist allerdings nicht verifiziert: Sie war überhaupt sehr burschikos und gern unter sogenannten einfachen Leuten. Sie fühlte sich mit Reitknechten und Bediensteten äußerst wohl. Zugegeben es gibt viel Verwirrendes. Sie war dann auch oft recht schikanös, besonders in Phasen extremer Depression. Ihre Schönheit, mit beispielsweise stundenlanger Haarpflege, war ihre viel strapazierte Waffe. Der Kaiser war ihr regelrecht verfallen und konnte ihr keinen Wunsch verwehren. Zurecht war sie jedoch vom kaiserlichen Treiben bei Hofe, mit all den Eitelkeiten und Intrigen, unglaublich angewidert. Kaiser Franz Josef liebte seine Frau Zeit seines Lebens und versorgte sie mit unvorstellbar Geldsummen. Das ist richtig, war aber unter damaligen Potentaten nicht ungewöhnlich.
Wieso ich diese Zeilen schreibe? Heute lese ich in der Berliner Morgenpost, werden unter anderem die morschen Zähne der Kaiserin beschrieben, und ihr letztes Foto wurde nicht wie überall verbreitet mit 30 Jahren gemacht, sondern es gibt ein Foto kurz vor ihrem Tod als sechzigjährige Frau und auf diesem sieht sie immer noch schön und keinesfalls abgemagert aus.

Der ganze Artikel ist äußerst schlampig verfasst und nun soll auch wieder ein neuer Film über die Kaiserin produziert werden. Der wird sein wie alle andern, ein kompletter Scheiß.
Wie das alles mit der Kaiserin genau ablief habe ich in meinem Buch „Ein Bauch spaziert durch Wien“ beschrieben.