Vincents Tagebuch

Was kochen wir an Weihnachten

von | 14. Dezember 2024 | Tagebuch

An alle leidenschaftlichen Köchinnen und Köche, stellt Eure hohen Ambitionen in die zweite Reihe. Was es zu essen gibt ist nicht das Wichtigste an Weihnachten. Es gilt nämlich die Chance gut zu Nutzen, viele verstreute Familienmitglieder zu vereinen und dafür zu sorgen, dass alle sich gut vertragen, evtl. sogar versöhnen. Zu diesen hehren Ziele dient gutes Essen besser als jede Familientherapie. Mit dem Traditionsgericht Knusprige Gans, Rotkohl mit Maroni Spätzle oder Knödel, wäre schon viel gewonnen. Ist der Teller mit dem magenschweren Traditionsgericht leergeputzt senkt sich komatöse Schläfrigkeit über die Vollgestopften. Die ganze Großfamilie dumpft nach der Atzung in Sesseln, oder auf dem Sofa und versucht matschigmüde dem gestreamten Monsterfilm „Vom Winde verweht“ zu folgen. Alle vertragen sich und dafür wurde das Gericht erfunden.

Die Zeiten haben sich allerdings geändert und den Großfamilien droht Erosion, denn Teenager rebellieren, weil sie ums verrecken kein Fleisch, und schon gar nicht eine Gans, essen wollen. Das weihnachtliche Konfliktpotenzial war schon immer enorm, hat sich aber mittlerweile monströs aufgebläht.

Rettung innerhalb des Schwäbischen Ernährungskanons bringt der Kartoffelsalat. Doch irgend etwas muss aber dazugereicht werden. Kartoffelslat war noch nie eine solitäre Speise, sondern das Unterfutter für Fleischküchle, warmen Leberkäs oder aller Art Würtstle. Alles prima, wäre da nicht die durchaus nachdenkliche Familienfraktion, die mit gutem Grund und Starrsinn kein Fleisch essen möchte. Wie entkommt die um Harmonie besorgte Mammi diesem Dilemma? Davonrennen, die Scheidung einreichen, einen Kreislaufkollaps vortäuschen und dann in einer Klinik pausieren?

Nein und abermals nein, die Rettung wäre ein Fleischküchle ohne Fleisch. Aber Vorsicht, wer nicht mehr ganz knuspern Kopf ist, der greift auf Chemieburger der Industrie zurück. Gezielter kann man keine glückliche Familie ins Grauen stürzen. Diese oft holzartigen Rundstücke gibt es mittlerweile in alles überwuchernden Variationen. Deshalb kommt an dieser Stelle mein „Versöhnungsburger“. Für Mitglieder der Familie, welche die deutsche Sprache nicht ehren wollen könnte man sie auch als “Peaceburger” durchgehen lassen. Die schmecken jedem, nicht nur der desparaten Weihnachtskamarilla.

Für 2 Personen
1/2                              Kastenweißbrot
1/8l                             Milch
3                                 Eier
1/2 EL                         gerebelten Majoran
1                                 Zwiebel feingehackt und braun geröstet
1 /2 Teel.                    Bio-Instant Suppenpulver (muss nicht sein)
1 EL.                          gehackte Petersillie
Salz, Pfeffer, Muskatnuß, Butter, Öl

Das Brot in ca. 1 cm große Würfel schneiden und in eine Schüssel geben. In eine separate Schüssel kommt der Rest der Zutaten und wird gemixt, oder wenigstens mit dem Schneebesen durchgekleppert. Unsere Eier-Milchsuppe über das Brot geben und sofort, nur ganz kurz und vorsichtig vermengen. Klarsichtfolie bündig drauflegen und alles zwanzig Munten duchziehen lassen. 

Anschließend leicht vermengen, Küchle formen und in Öl beidseitg braten. Nach 15 Minuten die Küchle herausnehen, die Pfanne ausreiben und einen Esslöffel Butter hinein und die Küchle darin erhitzen und mit der braunen Butter servieren.