Briefe an Laura

Liebe Laura,
ein bisschen peinlich war es mir schon, aber höre, was ich zu erzählen habe.

Sagte doch Wim Wenders neulich, und der muß es ja wissen. Im Kino sitzt man weit vorne am besten. Vor mir waren noch sechs leere Reihen und das war gut so. Seit drei Tagen lebte ich vegetarisch. Vorrausschicken muß man, daß ich via Fettschmelze bereits 8 Kilo abgenommen habe. Das entspricht etwa dem Umstand, als wenn dem Watzmann ein Felszacken wegbräche. Immerhin, jedoch die Fettschmelze war zum Stillstand gekommen. Vier Wochen dümpelte mein Gewicht vor sich hin. Zehn Kilo will ich schaffen deshalb jetzt verschärfte Diät. Da kam mir die Vegi-Idee. Seither produziere ich so viel Biogas wie Russland. Was lag also näher, die inneren Winde die meinen Körper fast unbewohnbar machten, in die vorderen Sitzreihen des Kinos zu entlassen.

Auf der Leinwand ging es recht elegisch zu. Ein Film von Jim Jarmush lief und der Hauptdarsteller, der mit grandioser Kunst einen Loser im Rückwärtsgang spielte, sah so gottverlassen aus wie man nur aussehen kann wenn man sich nie traute einen richtigen Furz zu lassen.

Auch als Optimist hätte ich vorher die Windrichtung prüfen sollen. Ich ging einfach davon aus, daß sie mir, wie in meinem bisherigen Leben, immer freundlich gestimmt war. Außerdem, Vegetarier produzieren doch nur heiße Luft. Von wegen. Es kam umgekehrt. Verflucht seien die Ökoprodukte und ganz verflucht der Vegetarismus. Aus meinem Anus kroch eine Pestilenz, die sich jeder sozialen Verantwortung entzog und nicht auf die menschenleeren vorderen Reihen verströmte, sondernd nach der alten Fahrradrennfahrerphilosophie losstürmte: “Rennfahrer, wo sie fahren, wo sie sind, sie haben immer Gegenwind”. Die gute Nachricht. Habe heute wieder einen Rostbraten gegessen und befinde mich auf dem Weg der Rekonvaleszenz.