Vincents Tagebuch

Ketchup Spezial

von | 7. Dezember 2020 | Allgemein

Schuld an allem war ein entfernt Verwandter von Donald Trump, dessen Vorfahren aus Kallstadt in der Pfalz stammen. Johann Heinrich Heinz wanderte einst auch von Kallstadt nach Pittsburgh aus und die Dame des Hauses gebar den tüchtigen Henry John Heinz. Der Sohn mit gleichem, aber anglisiertem Vornamen des Auswanderers, starte als Unternehmer mit Merrettichkonserven und ging pleite. Da viele Millionäre in den USA erst nach Konkursen und mehreren Anläufen die richtige Spur finden, dazu ein Wort. Es ist einer der guten amerikanischen unternehmerischen Umgangsformen, dass zu Boden gehende Firmen, schnell wieder auf die Füße kommen. Umgekehrt wie in Deutschland, geht man hier pleite, ist man bis ans Lebensende stigmatisiert.

Der zweite Anlauf von Mr. Heinz vereinigte aber alles was ein erfolgreiches Lebensmittel braucht. Sauer, süß, ein bisschen scharf und dann noch rot. Keine Frage, die Ketchup-Sauce hatte alles um ein Welthit zu werden. Es kommt noch hinzu, dass sie ziemlich dominant ist und sich auch gnädig über Alles ergießt, was nicht richtig gut schmeckt. Die Forscher sind sich nicht ganz einig, aber sehr wahrscheinlich stammt das Wort aus dem asiatischen Sprachraum. Wir alle kennen  Weck-Gläser zum Einkochen. Die südbadische Firma, die heute noch vital ist, gab 1912 ein Kochbuch heraus und darin konnte man Tomaten-Catsup finden.

Vor zwei Monaten wurde ich mit meinem Freund, dem Pianisten Patrick Bebelaar zu einer Lesung mit Musik ins Palais Rosengarten in Mannheim eingeladen. Der Trompeter Thomas Siffling managt dort im Untergeschoß den Jazzblub “Ella & Louis. Es ist üblich und dient der Vorsorge gegen schwächelnde Musiker, dass der Veranstalter den ausgehungerten Musici vor dem Konzert ein kleines Essen offeriert. So war es dann auch. Das Dorint Hotel befindet sich gleich daneben, und ein Glastunnel ließ uns trockenen Fußes dorthin gelangen. Wegen Lockdown langweilte sich dort nur ein einziger Kellner und wir waren in dem Riesenladen auch die Einzigen, welche die Küche aufzuscheuchen versuchten. Der traurige Kellner konnte nicht viel verkünden: “Ich bin hier ganz alleine und zum Essen gibt es nur Hamburger, denn einen Koch haben wir nicht mehr!”
Alles klar, und auch gar kein Problem. Der Herd befand sich offensichtlich auch in einem technischen Lockdown, aber die todkranke Fritteuse funktionierte noch. Egal, es wird Zeit, dass der deutsche Gourmet mal erfährt, was Notstand bedeutet, und wie wir bisher, all die Jahre, die opulente Vergangenheit abgefeiert haben.
Als Rutschhilfe orderte ich Ketchup, und der beflissene Kellner flitzte los. Er stellte mir ein kleines Gläschen, einer weltberühmten Firma auf den Tisch. Ich drehten den Deckel auf und schüttelte die rote Soße als Wiederbelebung des Fritten-Fleischbrockens gleichmäßig darüber.
“Ein bisschen arg durchsichtig!” zog es mir als erster Schecken durch den Kopf. Egal, der Verhungerte kann sich keine Zicken leisten. Ich dachte mir dann im Stillen, dass die Firma, die mit den alten Pfälzern nichts mehr gemein hat, nur die eine Geschäftsidee hat, “mit Wenig, viel verdienen”. Keine Frage ein bisschen Tomate war eindeutig auszumachen, der Rest waren Geschmacksverstärker, Bindemittel, künstliche und sonstige Aromen.
Könnte es sein, dass die Wenigsten wissen, wie gutes Ketchup überhaupt schmeckt?
Dem kann abgeholfen werden, Rubrik: Rezepte/Saucen
Hier noch mehr zu Tomatenmark, das man sich tunlichst zertifiziert im Bioladen kaufen sollte.
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Bevor wir Tomatenmark einkaufen, folgender Hinweis:
Die Chinesen haben eine trittfeste Tomat gezüchet, die kaum Wasser enthält und ausschließlich der Tomatenmarkproduktion dient. Kalifornien ist der größte Produzent. In Südeuropa werden 10,5, Millionen Tonnen Tomaten geerntet, längst nicht alle werden zu Tomatenmark eingekocht.

Für Letzteres ist China zuständig und erntet über 52 Millionen Tonnen Tomaten im Jahr. Jede zweite Industrietomate stammt aus China. Mittlerweile kaufen die Chinesen viel Land in Afrika, dort lässt sich die Bevölkerung noch unverschämter ausbeuten. Die Tomaten werden von den Chinesen zu Tomatenmark verarbeitet und dann unter dem Label “Made in Italy” verhökert.

ZDF-MEDIATHEK
“Die Geheimnisse der Tomatenindustrie”, 07.06.2020 10:12 Uhr