Montagsausflug bei hellem Sonnenschein. Stuttgart-Tübingen-Bebenhausen. Oder zurück über Dettenhausen und Weil im Schönbuch. Oder auch umgekehrt oder überhgaupt, auf dem kleinteiligen und lieblichen Landweg durch den Schönbuch, durch Matten, leicht bergauf und bergab und immer wieder dunkler Wald.
Dann das Kloster, schon oft war ich dort. Diesmal wurde ich jedoch regelrecht mit der Nase darauf gestoßen, also nicht nur herumwackeln und warten bis die Gasthäuser öffnen.
1946 kam es zur ersten Gründung einer Kunstzeitschrift nach dam Krieg. “Das Kunstwerk” wurde durch Woldemar Klein in Baden Baden aus der Taufe gehoben. Die Hefte erschienen zu jedem Quartal und mir fielen zwei Exemplare in die Hände. Ich fand großen Gefallen und kaufte mir antiquarisch acht gebundene Jahrgänge zum Preis von drei Bundesliga-Tickets.
Dann las ich im Doppelheft 3-4 von 1948 folgendes:
“Das Bernhardswunder” zu Bebenhausen. Gedanken um ein altes Bild von Wilhelm Boeck (1908 Gießen; † 1998 in Tübingen)
Im südlichen Querhaus ist das einzige Tafelbild aus vorreformatorischer Zeit, das in Bebenhausen erhalten blieb. Es stammt aus dem 15. Jahrhundert und zeigt eine Legende aus dem Leben des Bernhard von Clairvaux, dem Gründer des Zisterzienserordens: Als Bernhard einmal vor einem Kruzifix betete, soll Christus sich vom Kreuz herabgeneigt und ihn umarmt haben. Der Name des Bildmotivs, das in Zisterzienserkirchen häufig zu sehen ist, verdankt sich der Darstellung von Bernhards Liebe zu Christus. Als in der Reformationszeit die Heiligenbilder aus dem Kloster entfernt wurden, hat man diese Gemälde wahrscheinlich deshalb verschont, weil man die Szene irrtümlich für eine Kreuzesabnahme hielt.
Rechts neben dem Kreuz kniet der Bebenhäuser Abt Bernhard von Rockenbauch, der das um 1485 fertig gestellte Gemälde in Auftrag gegeben hatte.
Die Pflanzen und Tiere auf dem Bild haben zumeist eine symbolische Bedeutung. So steht das weiße Hündchen im Vordergrund für Treue und Wachsamkeit und verweist gleichzeitig auf eine weitere Legende um Bernhard von Clairvaux: Während ihrer Schwangerschaft träumte Bernhards Mutter, sie werde einen bellenden Hund zur Welt bringen. Ein Priester deutete der beunruhigten Frau den Traum – ihr Sohn werde ein Wächter des Hauses Gottes und ein großer Prediger sein.
Im Hintergrund des Gemäldes ist die älteste bildliche Darstellung des Bebenhausener Klosters mit seinem markanten Dachreiter zu sehen. Am Rand findet sich eine Szene aus dem klösterlichen Alltag: Zwei Mönche befahren auf einem Kahn den Weiher hinter der Klostermauer, um Fische zu fangen.
Eva und ich umwanderten nach eingehender Betrachtung die ganze Anlage. Wir waren ganz alleine was das Spirituelle des Ortes ziemlich verstärkte. Sonntags war ich schon öfter hier, da war dann doch ziemlicher Publikumsverkehr. Letztlich wartete ich jedoch immer nur darauf bis das “Waldhorn”, oder der Hirsch, die ganze Woche über geöffnet hat. Wie gesagt, wir haben den Montag und der “Hirsch” ist geöffnet.
Der Kunsthistoriker und Tübinger Professor Wilhelm Boeck hat das Bild, auch “Bernhardswunder genannt”, ausführlich beschrieben. Wen es interessiert, kann das ausführlich auf die Homepage bei “Briefe an Laura” genauer studieren.