Vincents Tagebuch

von | 6. Mai 2025 | Tagebuch

Lange Zeit dachte ich mir, was sollen die blöden Floskeln, indem man sich folgendermaßen begrüßt: „Na wie geht’s? Endlich mal wieder einen Sonnentag! Hot ma aufstanda könna?

Begrüße ich meine Gäste habe ich solches oder Ähnliches an jedem zweiten Tisch. Daran gewöhnt man sich. Oft fragte ich mich auch, man sieht mir doch an, dass mir es gut geht, so rotbackig wie ich da herkomme.

Heute Morgen kam mir die Erleuchtung zu diesem scheinbar sinnlosen Geschwätz. Es ist segensreich und signalisiert, dass man miteinander reden möchte. Wenn Gäste mich anschweigen kommt nichts in Gang, und ich helfe nicht nach. Die Initiative liegt beim Gast, denn manchmal will er auch nur seine Ruhe haben.

Reden mich Gäste mit irgendeiner Floskel an, kommt ein Gespräch in Gang. Solche Gespräche bei Tisch sind mir sehr wichtig weil ich nicht vereinsamen will. Auch bin ich ein bisschen neugierig, will wissen woher meine Gäste kommen, wieso, warum weswegen, und was sie so treiben u.s.w..

Ich habe einen Freundeskreis von etwa drei Personen und dann noch einen Bekanntenkreis von etwas mehr als eine Hand voll. Zusätzlich sind die Gäste meine einzigen Kontaktpersonen. Ehrlich gesagt, die ganze Menschheit kann mir den Buckel runterrutschen, nicht aber meine Gäste, sie sind nicht nur materiell, sondern auch psychisch mein tägliches Glück.