Briefe an Laura

Unvernünftig?

von | Briefe an Laura

 

 

Liebe Laura,

Jeder Zentimeter meiner Behausung ist von Bücher belagert, es werden mittlerweile zwischen 2000 und 3000 sein. Das müsste eigentlich genügen. Wohlgemerkt, ich bin kein Sammler, sondern Leser und ein Mensch der Lust. Mal Dies mal Jenes, mal Garnix. Unvernunft ist häufig siegreich und so überkam mich die Lust auf Shopping, was ich überhaupt nicht bereue. Im Antiquariat Loidl, einer der ganz wenigen Händler die noch feine Kataloge drucken, entdeckte ich Konrad Ferdinand Meyers Gesamtausgabe, vier Bände in feinstem Saffianleder, goldgepunzt, mit Goldschnitt auf Bibeldünndruckpapier gesetzt. Edler geht es nicht, über zweitausend Seiten für gerade mal vierzig Euro.
Der Schweizer Conrad Ferdinand Meyer ist mir schon lange vertraut, sein Gedicht der “Römische Brunnen” seit vielen Jahren mein Lieblingsgedicht. Nun lege ich also Theodor Fontanes Kriegstagebuch von 1870 aus der Hand, erfreue mich an der Buchkunst von 1924 und befleißige mich des Schweizer Dichters Conrad Ferdinand Meyer. Er wurde in Zürich geboren und starb unweit davon. (1825 – 1898)

Es könnte der Verdacht aufkommen, ich sei ein Mann von Gestern, aber ich lese auch tagesaktuelle Zeitungen auf dem IPad, muss aber feststellen dass es mir zwar wichtig ist was geopolitisch passiert und was  im Inneren unserer Republik rumort. Von wirklich kulturellen Nutzen kann ich bei diesen Medien-Bemühungen nicht ausgehen.

Friedlichen Nutzen ziehe ich gerne aus alten Büchern. Sie sind großteils in gotischer Schrift gesetzt und deshalb meist nicht viel teurer als das Porto. Ganz klar, Tradition ist wichtig, vor allen Dingen dann, wenn sie auch der Zukunft dient und man scharf um sich, und auch nach vorne, schaut.

DER RÖMISCHE BRUNNEN
Aufsteigt der Strahl und falled gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.