Zuerst will ich klar sagen, dass ich nichts zu jammern habe und in meinem Beruf glücklich bin. Das mag mit vorsichtigen Geschäftsgebaren zusammenhängen . Mit im Spiel ist natürlich eine gute Ausbildung und langjährige Erfahrung.
Es gibt auch Leute, die gern in Gasthäuser gehen. Es gibt Gourmets, die gerne gut und viel essen. Sie pflegen Esskultur und wähnen sich dann gleich als Kulturmenschen. Sie sehen im selektiven Schnabulieren sozusagen eine Meisterprüfung für eine gastronomische Zukunft. Heute Morgen las ich in der Süddeutschen Zeitung einige Zeilen von Harald Martenstein, der von einem solchen Naivling berichtete. Der gute Mann lebte seinen Traum und eröffnete sein Restaurant.
Es lief sehr gut und nun muss ich etwas abschweifen: Sehr viele Restaurants, Pizzerien und so weiter, eröffnen mit großem Tamtam und nach zwei Jahren sind sie oftmals verschwunden. Das kam mir heute Morgen auch in den Sinn, wieso gibt es diesbezüglich einen regelrechten Zyklus. Ich rief meinen Steuerberater an und fragte, wenn ich mich nicht irre, muss man erst nach zwei Jahren Steuern zahlen, nachdem man einen Betrieb eröffnet hat? Er sagte, “eigentlich nicht, aber es wird gerne anderthalb Jahre gestundet, damit der Betrieb auf die Beine kommt und dann gibt es noch ein halbes Jahr Bearbeitung. Man muss die Steuern von zwei Jahren nachzahlen, und da bleibt vielen Gastronomen nur noch die Flucht.” So viel zum Zwei-Jahre-Sterbeszyklus der Kneipen.
Beim Kumpanen von Harald Martinstein wird es ähnlich gelaufen sein. Er hatte mit dem ersten Laden keine Probleme, alles lief prima und so eröffnete dann seine zweite Goldader. Aber, aber, er lud sich also doppelt soviele Probleme in sein Dasein. Irgendwann sind zwei Jahre herum und das Finanzamt fängt zu nerven an.
Hat man in einem Laden Personalprobleme, so kann man diese einigermaßen kompensieren, wenn man Gas gibt, oder gar noch die Familie mithilft. Kommt noch ein zweiter Laden dazu, der als Geldmaschine geplant war, dann hat der Amateurwirt nocheinmal ein Personalproblem dazu. Das Imperium kracht zusammen, genau zu dem Zeitpunkt wenn das Finanzamt die Steuer von zwei Jahren auf einmal abholen will.
Also Leute, lasst die Finger von der Branche, und wenn, dann arbeitet mindestens ein bis zwei Jahre in einem guten Restaurant, dort könnt ihr Fehler machen, die ihr nicht selbst bezahlen müsst. Lernen bedeutet, der Lehrer macht es vor, die Schüler machen es nach. Offensichtlich brauchen das kulinarische Enthusiasten nicht, sie haben Visionen und intuitive Kräfte in sich, sie sind kreativ und schweben über dem harten Boden. Sie beginnen ein Startup und es wird trotz Genie, mangels kaufmännischen Wissens, zum Start-Down. An den unzähligen Pleiten wird von allen Seiten gut verdient, nur der Exwirt ist nicht beteiligt.