Liebe Laura, ich erzählte Dir doch von einem Cowboy in den USA mit neonblonder Föhnfrisur. Er ist vollkommen ungebildet und deshalb richtig reich, und wird vom Proletariat seines Landes ziemlich angehimmelt.
Man kann ihm nicht absprechen, dass er nicht ein exzellenter Entertainer wäre und über animalischen Instinkte verfüge. Der Mann hört auf den Namen, Donald, nicht Duck, sondern Trump und er hat beträchtlichen Unterhaltungswert, wenn auch nicht immer von den Inhalten, die mich beglücken. Er kann predigen, vom Falsett bis in den tiefsten Bass, mindestens so gut, wie der Erweckungsprediger Billy Graham, der sich mit seinem Geschrei drei Flugzeuge leisten konnte. Trump hat nur eines, aber es ist sehr groß. Wie er sagte nur deshalb, damit man auch den Namen gut leserlich und groß darauf schreiben kann. Sweet Donald hat keine Schauspielausbildung, ist jedoch ein vielseitiger Mime mit wüstem Drehbuch. Aber Comedy war schon immer ein Dorado der Geschmacksentgleisung. Trump hat die Statur eines römischen Imperators und eine Babystimme, kurz nach dem Stimmbruch. Kannst Du Dir vorstellen, wie er, der baldige Präsident auf breiter Bühne steht, und mit der zwingenden Gestik eines biblischen Moses sein Schattenkabinett vorstellt. Ganz so, als er einmal vor den Stuhl trat auf dem der Herrgott saß. Dieser fragte ihn, “an was glaubst du, mein Sohn?” Sweet Donald sagte ganz entspannt, “lieber Gott ich glaube du sitzt auf meinem Stuhl.”
Nochmal, Du musst wissen, liebe Laura, er wurde zum Präsidenten gewählt. Er wird die Ärmsten reich machen, sagt er, und die Reichen noch reicher. Dabei hilft ihm eine Geisterbahn-Besatzung. Herr Trump gibt den Geisterbahnschaffner und dirigiert eine Witzfiguren-Kompanie auf die schiefen Ebene, dem Laufsteg hinab ins Parterre des Trivialfernsehens. Alles wird sehr wahrscheinlich in einer zerstrittenen Soap-Opera enden. Die Reality-TV-Show, “The Apprentice”, mit dem Generalthema “You are fired” hat Herrn Trump berühmt gemacht. Obwohl Vergangenheit, die Show ist längst nicht zu Ende. Nun folgt Teil zwei, und es wird nicht langweilig werden.
Laura, du wirst mir vielleicht Recht geben. Ich denke nämlich, der Beruf des Politikers mutierte vom Volksvertreter zum Volksschauspieler. Fachwissen ist sekundär, entscheidend ist nur das komödiantische Talent und die Gabe des virtuos-geschmeidigen Umgangs mit der Wahrheit. Kürzlich las ich aufatmend, dass wenigstens das Verkehrsministerium der USA kompetent besetzt werden soll. Irgend ein nachdenklicher Humorist setzte folgende Meldung in die Welt: “Donald Trump ernennt Stormy Daniels zu Verkehrsministerin.” “Sie verstehe sehr, sehr, sehr viel von Verkehr”, flötete Chief Donald.
Liebe Laura, derweil wünsche ich Dir wie mir, dass wir dem Leitspruch von Stefan Zweig folgen: “Jeder rette seine kleine Welt, nur das wird die große Welt retten.