Viele Menschen sind tief verunsichert, und so handeln und leben sie auch. Beim Fernsehen wird nur noch gezappt, weil man in der Angst lebt, etwas zu verpassen. In Magazinen und Zeitungen reiht sich ein Aufreger an den anderen. Ich will nur mittels unverzichtbarem Wikipedia eine Jahreszahl erfragen. Auf dem Handy poppt die Google-Meinungsschleuder auf, Promiklatsch, Katzenvideos, Werbemüll, Halbwahrheiten werden verwurstet. Auf allen Kanälen das Wort Panzer. Riesige Überschriften – und dann kommt nicht mehr viel, aber es ist scheinbar für jeden etwas dabei. Im Bahnhof liest jemand die „Bildzeitung“. Ich schnappe das Wort „Terror?“ mit Fragezeichen auf. Ist schon jemand aufgefallen, dass jede zweite Überschrift mit einem Fragezeichen endet. Es bedeutet, die Journalisten wissen es nicht und so fragen sie den Leser. Mit Fragezeichen kann man sich immer eine tolle Headline organisieren: „Olaf Scholz im Gefängnis?“ „Annalena Baerbock schwanger?“ „Mercedes Benz pleite?“ Vincent Klink schwanger?“.
Solcherart Volksverblödung ist nicht verboten. So etwas fällt unter die Pressefreiheit. In den Schulen sollte ein neues Fach installiert werden, mit Inhalt etwa, wie mir mein Opa bei der Rechennachhilfe einen unersetzlich guten Tip gab. „Kaufsch 5 Gurken für je fuffzich Pfennig. 5×5 isch 250 Mark, Büble denk amol, ko des sei? (Kann das sein?).
Die Informationsgesellschaft ist ein schwieriges Terrain. Wir erfahren alles und wissen nichts mehr. Ich glaube an dieser Stelle habe ich es schon mal gesagt, Information ist das Gegenteil von Wissen, und dann funkt da auch noch der Schnellcheck irgendeines schnellproduzierten Tatortkrimis dazwischen. Das alles vermittelt die Illusion, man wisse über die Welt Bescheid.
Mit dem Essen ist es nicht anders. Immer mehr Aromen konkurrieren auf dem Teller, Delikatessenatome kämpfen mit Weinbegleitung in Reagenzglas-Format. Auch so entsteht die Illusion, man habe kulinarisch viel erlebt. Letztlich hat man das auch und es gibt ja auch gescheite Leute, die sich solche Aromenparaden merken können.
Da werde ich doch ganz neidisch, oder doch nicht.