Briefe an Laura

Septemberreise Paris-Perigord

30. Oktober 2025 | Briefe an Laura

Liebe Laura,

Der Einzige bin ich nicht, ich spreche von meiner Liebe zu Frankreich. Alle lieben Frankreich, nur die Franzosen nicht. Präsident Macron hat einen schweren Stand.

Der Frankreichliebhaber Peter Sloterdijk beschreibt das Krankheitsbild so: Das Land befinde sich ständig auf der Kippe zwischen monarchischer Nostalgie und einem permanenten Sturm auf die Bastille. Das mache die Franzosen so sympathisch, aber auch so schwierig. „Sie werden auch für sich selbst immer schwieriger“, resümiert Sloterdijk Frankreich, eine Monarchie ohne König! Flüstert mir ein anderer Autor ein.
Sonntagmorgen bei strömenden Regen den Hang bei Pforzheim hinunter und wieder hinauf und weiter in Richtung Baden-Baden. Ein großes Schild weist bei Iffezheim nach Frankreich. Über Hagenau führt die Autobahn nach Metz dort sind wir um die Mittagszeit. Eva schlägt die „Brasserie des Arts et Metiers“ vor. Das Schneckentörtchen war eine Knoblauchbombe und das Volaille Mosellaine, also Moselhähnchen, war eine amorphe Sous-Vide Geschmacklosigkeit.

Damit nichts durcheinandergerät, wir befinden uns noch bei dem Hähnchenverbrechen in der Brasserie. Ansonsten ist Metz eine schöne Stadt. Sie wirkt etwas wilhelminisch-deutsch, was aus der Zeit nach dem Siebzigerkriege herrührt. Deutlich kann man den martialischen preußischen Baustil von der leichtbeschwingten Bauweise der Franzosen unterscheiden. Zuerst wollten wir Reims ansteuern, entschieden uns dann aber aus beruflichen Gründen für Epernay, der Hauptstadt der Champagne. Dort wackelten wir ein wenig herum und das Auge wurde kaum erfreut. Bei einem Kaffee, in Frankreich meist eine bittere Brühe, kamen wir auf die Idee das weltberühmte Champagnerhaus Bollinger in Ay zu besuchen. Eva erzählt, dass in der Champagne seit langem Wein gekeltert und Champagner erzeugt wurde. Kaufmännisch entwickelte sich erst alles zum Guten, als die Deutschen die Organisation übernahmen. Dieser Behauptung muss ich noch nachgehen. Immerhin gibt es jede Menge deutsche Namen unter den Chamapagnerhäusern.

Vom Zentrum Epernays nach Ay waren es nur wenige Minuten. Es ist ja immer vom weißen Kalkstein der Champagner die Rede, die Weinberge sind aber erstaunlich gering von Steinen durchsetzt. Die Erde ist ähnlich wie bei uns auf der schwäbischen Alb. Bollinger wurde 1829 von Athanase de Villermont, einem Aristokrat mit Ländereien in der Champagne, Joseph Jacob Placide „Jacques“ Bollinger aus Ellwangen (Jagst) und Paul Renaudin, einem erfahrener Winzer in Ay gegründet. Es war sein großer Verdienst: Der Schwabe Bollinger pflanzte einen großen Anteil an Pinot Noir – was dem Champagner Fülle, Kraft und Struktur gibt. Gerne wird die Marke als der Burgunder unter den Champagnern gelobt. Seit Generationen ist das Haus in Familienhand, was für Stabilität und Kontinuität sorgte. Großes Ansehen erlangte die Witwe „Madame Lily Bollinger“, die das Haus ab 1941 mit großer Energie und Charisma leitete. Bis heute ist die Firma ein Familienbetrieb, der allerdings von außenstehenden Fachleuten geführt wird.

Als wir diesen berühmten Ort hinter uns ließen setzte starker Regen ein und wir nahmen Kurs auf die Montaigne du Reims. Hautvillers war die erste Augenweide und dann ging es durch Hügel und Wälder und Weinberge gerade so weiter. Nahezu alle Orte sind „Village Fleuris“, also für ihre Schönheit ausgezeichnet Dörfer und werden von vielen Champagnerhäuser zusätzlich geadelt.

Recht einsam liegt das “Château Courcelles”. Von einem prächtigen Park umgeben ist das Anwesen sehr gepflegt und auch dem Gärtner will ich Komplimente machen. Schönes Zimmer, alles großzügig und wunderbar. Das Haus erkochte sich einen Michelinstern, mit der entsprechenden Küche. Das Menü quälte uns allerdings mit fehlgeleiteter Kreativität, Gerichte, sehr waren schön anzusehen. Wie in der Nähe hoher Künste waren die einzelnen Gänge sehr teuer. Dagegen habe ich nichts, aber beispielsweise sechs halbrohe Canneloniröhren von Tomatenpampe bekleckert, für über sechzig Euro, haben hier jeden Feinschmecker vertrieben. Unter dem Publikum befanden sich keine Franzosen sondern Amerikaner und englische Aston-Martin-Fahrer.

Das Gemüse, mit dem Vergrößerungsglas gut zu erkennen: Die holzharten Gemüsepfeilspitzen zum Geflügel sind gelungener Konstruktivismus und stachen sich fast durch die Zunge. Die Menge war aber gottlob so gering, dass das Konstrukt nicht weiter wahrgenommen wurde. Das Geflügel (80 €) für Zahnlose wurde von einem Syphon-Kartoffelpürée begleitet, das besser mit einem Trinkröhrchen serviert wäre. Doch das muss man anerkennen, das Hotel und der Service, waren über die Maßen präsent, hilfsbereit und sehr freundlich. Man mag sich fragen, warum tut man sich so etwas an. Die Antwort ist einfach, Eva und ich wir wollten dazulernen. Mittlerweile ist es allerdings so, dass wir hauptsächlich lernen wie man etwas nicht macht.

An diesem Abend fuhr mich Eva an, dass meine Generation die klassische Küche abserviert habe. Da musste ich doch ziemlich widersprechen. Ich denke, eine der Ursachen für den Niedergang der klassischen französischen Küche wird sicher die Globalisierung sein. Die nationalen Eigenheiten der Zentraleuropäischen Länder verschwimmen immer mehr in anderen Kulturen. Selbst die Schwaben sind heute auf der ganzen Welt anzutreffen. Sie machen sogar den Südpol unsicher und bringen ihre Erinnerungen und ihre Essenswünsche, vor allem asiatischer Art, mit nach Hause. In Frankreich ist es nicht viel anders. Fährt man über Land so sind von zehn Restaurants, maximal eines mit französischer Landesküche, der Rest ist Asien, Pizza und Döner. Ausländische Küchen durchwuchern die europäische Gastronomie. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass diese Küchen längst nicht den Personalaufwand benötigen wie beispielsweise die schwäbische Hausfrauenküche. Minderwertige Lebensmittel können nur schwer erkannt werden, da das Zaubermittel Glutamat alles vergoldet. Die Globalisierung empfinde ich als eine schöne und völkerverbindende Bewegung. Meine Devise ist jedoch, alles zu nutzen und zu begrüßen und positive Einflüsse zu verfolgen, ohne die eigene Tradition wegzuschmeißen.

Wir entschlossen uns deutsche Tradition kennenzulernen. So kam es zu einem kleinen Umweg nach Compiégne. Im Hundertjährigen Krieg spielte Compiègne eine Rolle, weil die Stadt am Rande des Waldes mehrfach umkämpft war. Berühmt ist die Gefangennahme von Jeanne d’Arc (Johanna von Orléans) 1430 bei Compiègne.

Liebe Laura,
von einem wackeren Schwaben will ich Dir berichten, von Matthias Erzberger. Er war Finanzminister in der Weimarer Republik und stammte aus dem idyllischem Lautertal, das sich unterhalb von Münsingen bis zur Donau hinzieht. Mein Lieblingsort in diesem Wanderparadies ist Buttenhausen. Von dort, von der Lutzmühle beziehen wir unser Mehl zum Brotbacken. Buttenhausen ist nicht nur deswegen etwas Besonderes. Matthias Erzberger wurde dort geboren. Auch Gustav Landauer kommt von dort, einer der treibenden Revolutionäre der Münchner Räterepublik. Mit Erzberger hat er gemein, dass auch er erschossen wurde. Der Flugvisionär Gustav Mesmer, ein genial-verrückter Kerl, verbrachte sein Leben in dem Fünfhundertseelendorf Buttenhausen, und das weltberühmte Kunsthandelshaus Bernheimer hat dort seine Wurzeln.

Der jüdische Friedhof in Buttenhausen im Lautertal

Die Bernheimers zogen 1864 nach München und bauten das riesige Palais Bernheimer am Münchener Stachus. Konrad Otto Bernheimer (*1950) hatte das Unternehmen 1977 vom Vater übernommen und richtete das Haus ganz auf den Handel mit Alten Meistern aus. 1987 verkaufte er das große Bernheimerpalais an den Immobilienjongleur Jürgen Schneider für ungefähr hundert Millionen DM. 2002 erwarb Bernheimer die traditionsreiche Londoner Galerie Colnaghi (gegründet 1760), die als eine der ältesten Kunstgalerien gilt. 2016 gab Bernheimer den Standort München auf und fokussierte sich insbesondere auf London. 2015 veräußerte Colnaghi an die spanischen Kunsthändler Jorge Coll und Nicolás Cortés. Soviel vorweg und nun ab in die Champagne.

DIE REISE IN DEN WALD
Durch die Champagne zuckeln wir und hatten einiges hinter uns und noch viel vor uns, dafür sorgte Eva mit erstaunlichem Weinwissen. Sie will sich trotzdem nicht Sommelière nennen, da ist ihr zu viel Gedöhns unterwegs. Sie, als Herrin über 500 verschiedene Weine im Keller und einem monatlichen Einkauf von fünfzehntausend Euro, muss einem strengen Pragmatismus folgen. Da bleibt für Weingeschwafel und Liebhaberpoetik keine Zeit.

Spontan, nach dem Besuch des berühmten Champagnerhauses Bollinger und der Freude, dass der Gründer Jacques Bollinger aus Ellwangen stammt, kam uns beiden stolzen Schwaben die Idee, dass eine Champagnerexpedition auch aufs Hirn schlagen könnte.

Etwas erkältet schnaufte mich Eva an: “Wir sind ganz in der Nähe von dem Eisenbahnwaggon, der im ersten und zweiten Weltkrieg zur Ikone wurde!” So kam es zu einem kleinen Umweg nach Compiègne. Im Hundertjährigen Krieg spielte der Ort bereits eine Rolle und bis heute ist er ein größeres Dorf. Am Rande eines riesigen Waldes war es mehrfach umkämpft. Berühmt ist die Gefangennahme von Jeanne d’Arc (Johanna von Orléans) 1430 bei Compiègne.

Mitten im berühmten Wald von Compiègne ist die Villa des General Foch zu finden. Ich weiß nicht, ob man diese besichtigen kann, denn Eva und ich interessierten uns für den Waggon, in dem die Friedensverhandlungen des Ersten Weltkriegs vollzogen wurden. Auf deutscher Seite war der Staatssekretär Matthias Erzberger aus Buttenhausen federführend. Auf französischer Seite leitete Marschall Ferdinand Foch (1851 – 1929) die Waffenstillstandsverhandlungen.

Das Museum in dem der Waggon ausgestellt ist.

Am 11. November 1918 unterzeichneten die deutschen Unterhändler die Bedingungen in Fochs Eisenbahnwaggon. Foch war dabei streng, aber nicht triumphierend. Er sah den Waffenstillstand als Notwendigkeit, um den Krieg zu beenden. 1919 wurde er zum Marschall von Frankreich ernannt – die höchste militärische Auszeichnung. Er erhielt ein Staatsbegräbnis und wurde im Invalidendom nahe bei Napoléon Bonaparte beigesetzt. In Frankreich gilt er bis heute als einer der größten Feldherren des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Straßen, Plätze und Denkmäler tragen seinen Namen. Kurz gesagt: Foch war der militärische Architekt des Sieges von 1918 – eine Mischung aus Strategie, Kämpfer und Symbolfigur des französischen Widerstands.

Marschall Fochs Luxuswaggon.

Aus der Zeit des Ersten Weltkriegs hat Deutschland auch einen Volkshelden. Kommen wir zu den Verdiensten des Schwaben aus Buttenhausen. Es gibt Stimmen die sagen, das Bekannteste an dem damaligen Staatssekretär Matthias Erzberger sei die Tatsache, dass er erschossen wurde, das allein reiche jedoch nicht zu wirklicher Verehrung.

Das weise ich entschieden von mir, und auch die Wissenschaft sieht das so. Man kann dem Schwaben nicht am Zeug flicken. Matthias Erzberger war Mitglied der Zentrumspartei und ab 1903 Reichstagsabgeordneter und trat für eine gerechtere Verteilung der Lasten zwischen dem Deutschen Reich und Bundesstaaten. Während des Ersten Weltkriegs entwickelte er sich vom anfänglichen Kriegsbefürworter zum Befürworter eines Verständigungsfriedens. Erzberger war treibende Kraft hinter der Friedensresolution des Reichstags im Juli 1917. Sie forderte ein Ende des Krieges „ohne Annexionen und Kontributionen“. Damit war er einer der ersten führenden Reichstagsabgeordneten, die offen einen Ausweg aus dem Krieg suchten.

Frankreich und Deutschland sitzen sich gegenüber.

Mit dem Frieden im Eisenbahnwaggon tat er dies in der Überzeugung, Schlimmeres von Deutschland abwenden zu müssen. Für die Nationalisten wurde er dadurch zur Symbolfigur der berüchtigten „Dolchstoßlegende“ und als „Novemberverbrecher“ diffamiert. Dieses Lügenkonstrukt diente als Propagandainstrument, um die Verantwortung für die Kriegsniederlage von den militärischen Eliten auf die zivile Politik und auf die demokratischen Kräfte abzuwälzen. Es waren vornehmlich bornierte Adelige, Betonkopftypen, die einfach nicht einsehen wollten, dass Deutschland komplett im Eimer war. Vielleicht waren sie auch so abgehoben, dass sie gar nicht wussten, wie das deutsche Volk gegen den Hunger und die Zerstörungen ankämpfte. Die Dolchstoßlegende schwächte die Legitimität der jungen Weimarer Republik, befeuerte den Antisemitismus, den Hass auf Sozialisten und Kommunisten und wurde später massiv von den Nationalsozialisten genutzt.

Matthias Erzberger

Als Reichsfinanzminister der Weimarer Republik (1919–1920) setzte Matthias Erzberger eine umfassende Reform des deutschen Steuersystems durch. Er sorgte für einheitlicher Reichssteuern (z. B. Einkommensteuer, Körperschaftsteuer, Umsatzsteuer) und für die Stärkung der finanziellen Eigenständigkeit des Reichs gegenüber den Ländern. Große Verdienste hatte er mit dem Aufbau einer modernen Finanzverwaltung durch Reichsfinanzämter.

Diese Reformen bildeten die Grundlage für die finanzielle Handlungsfähigkeit. Sie gingen jedoch auch zu Lasten des Besitzbürgertums und auch der Industrie und deren Fähnchen flattert immer dort, wo der Umsatz bläst. Nach seiner Zeit als Finanzminister, in der er u.a. die Reichsfinanzreform durchsetzte, zog er sich aufgrund massiver Hetze und Verleumdungen 1920 aus der Regierung zurück. Doch er blieb eine Symbolfigur für Demokraten wie auch ein Hassobjekt für Rechtsradikale.

Am 26. August 1921 wurde der ehemalige Reichsfinanzminister Matthias Erzberger im Schwarzwald bei Bad Griesbach (heute Ortsteil von Baiersbronn) ermordet. Erzberger spazierte mit seinem Parteifreund und Bekannten Carl Diez durchs Grün in Bad Griesbach. Zwei Mitglieder der rechtsterroristischen Organisation Consul (einer Nachfolgeorganisation der Freikorps-Einheit „Marinebrigade Ehrhardt“), Heinrich Tillessen und Heinrich Schulz, lauerten ihm dort auf. Sie gaben mehrere Schüsse ab, von denen Erzberger tödlich getroffen wurde. Carl Diez wurde schwer verletzt, überlebte jedoch. Der Mord erschütterte die Öffentlichkeit. Erzberger war zwar in konservativen und rechten Kreisen verhasst, aber als Architekt der Finanzreform und Symbolfigur des demokratischen Staates aber auch geachtet. Linke und demokratische Politiker wurden damals regelmäßig Opfer von Gewalt, während rechte Täter meist milde Urteile oder gar Straffreiheit erhielten.

Erzbergers Tod war ein Signal: Die extreme Rechte war nun bereit politische Gegner durch Terror auszuschalten. Dieses Klima führte ein Jahr später 1922 zum noch spektakuläreren Mord an Außenminister Walther Rathenau. Beide Attentate schwächten die Weimarer Demokratie, da sie die tiefe Spaltung im Land und die fehlende Abwehrkraft des Staates gegenüber rechter Gewalt offenlegten. Diese Morde waren Teil einer ganzen Serie politischer Attentate in der Weimarer Republik – man sprach bald vom „Fememord“.

Matthias Erzbergers Grab befindet sich in Biberach an der Riß, seiner Heimatstadt in Oberschwaben.

Kurt Tucholskys Nachruf auf Erzberger nach dessen Ermordung am 26. August 1921 im Schwarzwald, i
n der Nähe von Bad Griesbach (Baden):

Gehaßt, weil du Konkursverwalter
der Pleitefirma Deutsches Reich,
liegst du zerschossen als ein kalter und toter Mann –
und Deutschland ist das gleich.’s kostet nichts. In Blutkapiteln
erlebten wirs – was kriegt solch Vieh?
Den Auslandspaß – ›Nichts zu ermitteln‹:
So kämpft der Geist der Monarchie.

Gehaßt, weil du Zivilcourage den Herren vom Monokel zeigst
weil du schon Siebzehn die Blamage
der Ludendörffer nicht verschweigst …
Das kann der Deutsche nicht vertragen:
dass einer ihm die Wahrheit sagt,
dass einer ohne Leutnantskragen
den Landsknechtgeist von dannen jagt.

So fielst du.Hinter deiner Bahre gehn grinsend, die den Mord gewollt:
in Uniform und im Talare der wildgewordne Teutobold.

Und wie dein Blut die Steine netzte, da atmet auf das Militär.
Es kondoliert, wer grad noch hetzte …
Du warst der Erste nicht – bist nicht der Letzte.
Prost Helfferich!
Der kommt nicht mehr.

(Theobald Tiger (Kurt Tucholsky): Die Weltbühne, 8.9.1921, Nr. 36, S. 245.)

 

1912 hatte Kurt Tucholsky Erzberger bereits das Gedicht “Erzberger” gewidmet:

Erzberger
Du guter Mond aus Buttenhausen!
Du leuchtest durch den Wolkenflor.
Wenn auch die bösen Stürme brausen –
sanft strahlt dein mildes Rund empor.
Und ob der ganze Schnee verbrennt,
ob uns ein leiser Zephir fächelt –
wie immer auch das Firmament:
Matthias lächelt.

Was hattest du im Krieg zu schuften!
Du reistest in und aus der Schweiz.
Tät wo ein kleines Stänklein duften,
du, Lieber, wußtest es bereits.
Gewiß, du hast den Zimt erkannt,
hast Tirpitz wacker durchgehechelt . . .
Ein Trost blieb uns im Weltenbrand:
Matthias lächelt.

 

Was bist du alles schon gewesen!
Ein wilder Weltannexionist
(man kann es leider heut noch lesen),
dann, als es schief ging, Pazifist . . .
Man sah dich stets mit wem paktieren,
du machtest dich dem Reich bezahlt . . .
Wir wußten: Uns kann nichts passieren –
Matthias strahlt.

Du sanft Gestirn stehst nun am Himmel
und leider Gottes! – im Zenith
Gewiß, du bist in dem Gewimmel
der schlimmste nicht, den man da sieht.
Die Sterne in der hohen Halle,
die übler Kriegsgewinst geeint,
du überstrahlst sie alle, alle – –
Matthias grinst. Und Deutschland weint.
***
Der Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne schrieb 1940 nochmals Geschichte.
Am 22. Juni 1940 unterzeichnete die französische Delegation unter Philippe Pétain (1856–1951) den Waffenstillstand mit dem Deutschen Reich im Wald von Compiègne – an genau derselben Stelle, an der 1918 Deutschland kapituliert hatte. Hitler hatte das bewusst so inszeniert, um eine Demütigung Frankreichs zu erreichen. Der gleiche Eisenbahnwaggon, in dem Foch 1918 den Waffenstillstand diktierte, wurde aus einem Museum herantransportiert. General Pétain war zu dieser Zeit in Vichy wo die neue Regierung bald ihren Sitz nahm. Er hatte am 17. Juni 1940 öffentlich erklärt einen Waffenstillstand anzustreben („Es gilt, die Kämpfe einzustellen“).

Hitlers Freudentanz in Compiègne

 

Für viele Franzosen wandelte sich die Verehrung der Ersten-Weltkriegs-Helden ins Umgekehrte. Der Sieger von Verdun (1916) wurde 1940 zum Kollaborateur. Er bewilligte die Einführung antisemitischer Gesetze, ohne direkten deutschen Zwang. Er unternahm auch nichts, um den Juden-Deportationen entgegenzuwirken. Zu dieser Zeit war der Mann 84 Jahre alt. Man kann sagen, Alter schützt vor Torheit nicht. Somit hat er die Vorstellung des Volkshelden von 1916 zerstört.

Nach der Befreiung Frankreichs 1944 wurde Pétain als Hochverräter angeklagt. 1945 verurteilte man ihn zum Tod. Doch General de Gaulle wandelte das Urteil in lebenslange Haft um – aus Respekt vor seinem Ruhm von 1916. Pétain starb 1951 in Gefangenschaft, einsam und entehrt. Manchmal denke ich, man hätte den verborten Greis zum Sterben aus der Haft entlassen sollen. Die Franzosen denken darüber anders und haben sicher recht.

Charles de Gaulle vermied es in den 1960ern, Pétain pauschal zu „dämonisieren“ – wohl auch, um die nationale Versöhnung zu erleichtern. Dennoch bleibt Pétain bis heute eine rote Linie im politischen Diskurs: Wer ihn relativiert oder gar würdigt, löst in Frankreich heftige Skandale aus.
Beispiel: 2018 äußerte Präsident Macron, man dürfe Pétain „nicht aus der Geschichte löschen“, da er 1916 ein Held war. Das führte zu einem landesweiten Aufschrei.

Ölskizze Buttenhausen VK

 

 

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Senlis Departement Oise

Wir machten uns auf den Weg nach Paris und zur Mittagszeit schlichen wir durch die engen Gassen von Senlis an dem beachtlichen Fluss Oise. Angelockt wurden wir Abbaye de la Victoire. Die Engen Gassen waren etwas mühsam zu fahren. Wir fanden dann aber doch einen Parkplatz ganz in der Nähe des Restaurants, das Eva, ausgesucht hatte.

Das „Le Bistrot de Senlis“

Filetsteak in Pfefferrahm, na ja!?

 

 

 

 

 

 

Abbaye de la Victoire

 

Auvers sur Oise
Die Kirche von Auvers sur Oise, berühmt durch Vincent van Gogh

 

 

 

 

Der Friedhof von Auvers sur Oise

 

 

Paris, Dienstag 23. September 2025

Restaurant „Au Moulin A Vent Paris“

Froschschenkel

 

 

 

Das Musée Cluny, zeigt das historische Paris. Sehr interessant. Dort kauften wir uns den Museumspass. Den nützte ich nur für das Musée d’Orsay. Die fortwährenden Beschädigungen und Farbschmierereien wertvollster Gemälde haben dazu geführt, dass nun  die gleichen Kontrollen wie auf Flugplätzen angewandt werden müssen, inklusive Körper, Scannen und Handtaschendurchleuchtung. Hat man also einen Museum Pass kommt man normalerweise schnell ins Innere. Jetzt funktioniert das nicht mehr so gut wegen dieser Handtaschenkontrollen und dem Körperscannen. Egal vor welchem Museum, die Wartezeit ist immer Minimum eine Stunde.

Concièrgerie

Die Concièrgerie war Teil des königlichen Palasts „Palais de la Cité“, auf der Seineinsel Cité. Später diente sie als Gefängnis – insbesondere während der Französischen Revolution, als der Revolutionstribunal hier tagte. Die berühmte Gefangene Marie-Antoinette wurde hier inhaftiert, bevor sie hingerichtet wurde.

Heute ist die Concièrgerie ein nationales historisches Monument und Teile des Gebäudes sind als Museum öffentlich. Der Gebäudekomplex gehört zum Palais de Justice (Gerichtsgebäude).
Der Uhrenturm ist ein markantes Außenelement der Conciérgerie und war Teil der historischen Fassade.Eine riesige gotische Halle kann man besichtigen, im Mittelalter diente sie als Speise- und Versammlungsraum für die Diener und Wachen des königlichen Palasts. Die Zelle, in der Marie-Antoinette inhaftiert war ist erschütternd anzusehen.

Im Bistrot “Deux Palais” gegenüber der Conciérgerie und dem Gericht machen die Richter und die Anwälte Mittagspause. Der Laden war Rappel voll, das Essen ist einfach und preiswert. Zwischen hundert und zweihundert Personen werden dort mittags bedient. Platzangst darf man hier nicht haben. Der Service funktioniert aber sehr routiniert und professionell..

St. Julien de Pauvre im kleinen Park Square René Vivani ist die älteste Kirche in Paris und liegt an der Kreuzung zweier Römerstraßen.Dort steht auch der älteste Baum der Stadt.

Jean Robin pflanzte die erste Robinie (Robinia pseudoacacia) in Paris (* 1550, † 1629). Er war Apotheker und Botaniker und diente als Hofgärtner unter Heinrich III, Heinrich IV und Ludwig XIII. Er erhielt die Samen der Pflanze um 1600 aus Nordamerika. Um 1601 pflanzte er die Robinie im Jardin des Plantes bei Versailles  (damals „Jardin du Roi“). Eine andere Überlieferung besagt, dass er oder sein Sohn Vespasien Robin um 1602 ein Exemplar auf der Place Dauphine in Paris setzte

Piusbrüder

Église Saint‑Nicolas‑du‑Chardonnet im 5. Arrondissement.

Die Hauptkirche der Ordensgemeinschaft der Piusbrüder. Es ist die Hauptkirche der Piusbrüder, der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX): eine 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründeten ursprüngliche katholische Gemeinschaft, die sich stark an der vorkonziliaren Liturgie (Messe nach dem Tridentinischen Ritus) orientiert. Sie lehnt einige Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils ab. Mein Vater Alfred, lebenslanger Heide, rief kurz vor seinem Tod einen Piusbruder zum Beichtvater.
Eva und ich, beide ungläubig, genossen die alten Rituale der Liturgie, alles auf lateinisch, in einer Seitenkapelle sang ein kleiner Chor, sehr gekonnt einen Gregorianischen Choral. Das Räucherfass wurde geschwungen, uns wurde es nicht langweilig. Ich hatte heftige Erinnerung an meine Internatszeit in der Klosterschule, wo wir als Ministranten den lateinischen Singsang liefern mussten, ohne zu wissen was er bedeutet. Nach Beginn der Messe war die Kirche rappelvoll hauptsächlich mit jungen Leuten. Die Predigt war grenzwertig, der Pater offensichtlich ein Anhänger von Marie le Pen.
Dass wir die Kirche besuchten hatte aber mit der Kunst zu tun. Für diese Kirche malte Camille Corot (1796-1875) ein Riesengemälde. Wegweisend bezog er, abweichend vom Thema, die umgebende Natur stark mit ein. Mich interessierte das Bild auch, da Camille Corot hauptsächlich kleine Formate malte. Er war einer der ersten, die nicht im Atelier, sondern in der freien Natur arbeiteten, deshalb, wegen der Schlepperei, auch seine kleinen Formate.

Restaurant Louis XIII
Einer der Gründe warum wir Paris überhaupt besuchten war die Küche von Manuel Martinez, einer der letzten Mohikaner welche die Grande Cuisine Francais noch beherrschen.

z. B Hechtkloß mit Kaviar, wahnsinniger Wohlgeschmack.

Manuel Martinez, 1986 zum „Meilleurs Ouvrière de France“ (Bester Handwerker Frankreichs) gewählt, kaufte 1996 das Relais Louis XIII, nachdem er neun Jahre im renommierten „Tour d’ Argent“ gearbeitet hatte, das ebenfalls mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet war. Er verbindet die traditionelle französische Küche mit eleganter Modernität und befreit sie von jeglicher kulinarischer Nostalgie.

Musée d’Orsay
In diesem Museum der klassischen Moderne war ich schon öfters. Dass ich wiederum mir der Prozedur des Einlasses (mittlerweile Scannen wie bei Flugabfertigung) aussetzte hatte Gründe. Der amerikanische Maler John Singer-Sargent ist etwas besonderes.

 

 

 

 

“Le Dôme” am Montparnasse.
Berühmt für Meeresfrüchte. 

 

 

 

 

Man startet mit einem Entrée von kleinen Meeresschnecken, die man sich mit einer Nadel aus dem Gehäuse holt. (Bigorneaux).

Erstmals 1898 eröffnet, folgte dem Beispiel, der “La Closerie des Lilas” 1847 und dem “Café de la Rotonde” 1911, dem “Le Select” 1925 und dem La Coupole 1927. Alles Riesenrestaurants und Künstlertreffs auf der Rive Gauche. Das “Le Dôme” war bekannt als intellektuelle Zentrale für Künstler und Schriftsteller während der Zwischenkriegszeit. Es wurde später Treffpunkt der amerikanischen Literaten und wurde zu einem Brennpunkt für Künstler der Rive Gauche, dem linken Seineufer. Ein armer Künstler konnte früher eine Saucisse de Toulouse und einen Teller Kartoffelpüree für kleines Geld bekommen. Heute ist es ein gehobenes Fischrestaurant. Für den Begriff Dômiers sorgte eine internationale Gruppe von bildenden und literarischen Künstlern für die das “Le Dôme” Heimat war. Samuel Beckett (1906–1989), Walter Benjamin (1892–1940), Robert Capa (1913–1954), Henri Cartier-Bresson (1908–2004), Max Ernst (1891–1976, Leonor Fini (1907–1996), Paul Gauguin (1848–1903), Ernest Hemingway (1899–1961), Henry Miller (1891–1980), Amedeo Modigliani (1884–1920), Anaïs Nin (1903–1977), Méret Oppenheim (1913–1985), Pablo Picasso (1881–1973), Ezra-Pound (1885–1972), Man Ray (1890–1976), Henri Cartier-Bresson (1908–2004), Max Ernst (1891–1976), Paul Gauguin (1848–1903), undsoweiter.

Die Qualität ist nicht grundsätzlidh zufriedenstellend. Den Hummer hätte ich gerne frisch abgekocht bevorzugt. Die gute Küche leidet auch in Paris am Rationalisieren, sprich vorkochen.

“La Retraite” Auf deutsch, “Restaurant zum Ruhestand”
Ein alter, berühmter Koch und sein Oberkellner. Sie langweilten sich in der Rente und starteten dann nochmal voll durch. Preiswert und gut.

 

 

Fahrt in den Süden.

Nahe bei Paris, südwestlich liegt das Städtchen Melun. Zwei Sorten Brie gibt es, nordöstlich von Paris den Brie de Meaux, südöstlich den Brie de Melun, der etwas herzhafter ist. Beide Käse haben im Original den Durchmesser eines Apfelkuchenbleches. Das sparten wir uns, wir wollten endlich dem Dauerregen entkommen und in den Süden nach Bordeaux. Die nächste Station war Chartres, denn es war Mittagszeit und brüllender Hunger meldete sich.

Die Kathedrale von Chartres

 

Die Kathedrale von Chartres (französisch: Cathédrale Notre-Dame de Chartres), ein Meisterwerk der französischen Hochgotik. 170 Fenster mit originaler mittelalterlicher Glasmalerei zeigen biblische Szenen und das Leben der Heiligen. Besonders erfreute uns das Blaue Fenster von Chartres, mit dem  einzigartiger Lapislazuli-Farbton.

Das Labyrinth im Mittelschiff
ist ein symbolischer Pilgerweg, das für die spirituelle Suche steht. Zwei ungleiche Türme (romanisch und gotisch) sind ein Hinweis der Übergangszeit der Baustile.

Lange betrachteten wir den Haupteingang an der Westseite, dem Königsportal ihren Skulpturen gelten als Höhepunkt gotischer Bildhauerei. Die Kathedrale war ein Zentrum der Marienverehrung und der mittelalterlichen Theologie. Die Architektur wurde als “Himmel aus Stein” verstanden – eine sichtbare Darstellung göttlicher Ordnung. So hat es mir jedenfalls ChatGPT geflüstert.  “Le Tripot”. Preiswert und gut.

Perigord

Weiter führte unsere Fahrt ins Perigord.  Wir sahen eine Abzweigung nach Oradour sur Glane. Ich konnte dort nicht hin. Bei diesem Ort steigt mit Händen greifbare Trauer in mich, auch schäme ich mich abgrundtief. Ohne Tränen hätte ich den Ort nicht besuchen können. In Oradour-sur-Glane ereignete sich am 10. Juni 1944 eines der schlimmsten Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht bzw. SS im Zweiten Weltkrieg, auf französischem Boden. An diesem Tag ermordeten Soldaten der 2. SS-Panzerdivision „Das Reich“ 642 Einwohner., darunter 247 Kinder des kleinen Dorfes in der Nähe von Limoges. Der Ort wurde nahezu völlig zerstört und mittlerweile als Mahnmahl geehrt. Da die Täter in der Bundesrepublik Deutschland nie vor Gericht gestellt wurden, lehnte Oradour jahrzehntelang jeden offiziellen Kontakt zu Deutschland ab. Der erste deutsche Spitzenpolitiker, der die Gedenkstätte besuchte, war Bundespräsident Joachim Gauck am 4. September 2013. Hand in Hand mit dem französischen Staatspräsidenten François Hollande gedachte er der Opfer des Massakers in Oradour.

Wir fahren weiter nach Süden ins Périgord durch das Département Limousin, berühmt duch die Limousinrinder.  Diese sind sehr schwer, mit breitem Rücken und komplett einfarbig und kaffeebraun. Die Landschaft, etwas hügelig, ist genauso schön wie bei uns im Schwabenland. Was sie reizvoller macht, das sind die Steinhäuser, altes, romantisches Gemäuer, nicht mit Styropor beklebt, sondern nackt, grau und herrlich anzusehen. Ich frage mich, warum die Leute in diesen Häusern nicht erfrieren. Ist das bei uns alles vielleicht übertrieben. Gibt es in Frankreich keine Häusles-Sanierlobby? Vielleicht fehlt es auch am Geld. Wir zuckeln nur durch Vieh- und Ackerwirtschaft, Firmen mit Arbeitsplätzen sind selten, dafür die Landflucht der Jugend groß. Wir kommen an riesigen Feldern vorbei, oft kilometerlang. Nicht schön sehen die Maisfelder aus, die allesamt verdorrt sind.  Im Nachhinein habe ich meinen Schwager, er ist Landwirt, gefragt warum bei uns der Mais grün geendet wird und in Frankreich gar nicht? Er erklärte der Mais werde schon geerntet aber erst wenn die Kolöben ganz durch getrocknet und gereift sind. Die Franzosen sind auf die Körner spezialisiert. Bei uns ist Mais meistens ein Grünfutter das in Silos für den Winter eingelagert wird.

Unser Ziel ist der Ort Champagne de Belair. Eva hat dort ein sehr schönes Hotel ausgesucht.
Le Moulin de Roc

Stilvoll und gemütlich. Sehr gute Weinkarte.

 

 

 

Château Cantemerle 1990, volle Kraft und Eleganz bei 12% Alkohol, heute eine seltene Kunst. So etwas trinkt man nicht alle Tage, Eva ist in Spendierlaune, hat einiges auf dem Bankkonto, da sie übers Jahr kaum Freizeit hat um Geld auszugeben.

 

Gute Küche, beispielsweise Flan von Steinpilzen!

 

 

S

 

Nontron ein Ort in der Nähe des Hotels. Er ist bekannt für Périgord-Messer.

 

 

 

 

Brantôme de Perigord
Das ehemalige Kloster Saint Pierre, jetzt Rathaus. Viele Häuser der Innenstadt sind verlassen. Es nagt der Verfall. Die Französiche Provinz ist ziemlich abgehängt. Kaum Arbeitsplätze, und die jungen Leute sind alle weg, nach Paris.

 

Hotel Le Moulin de Abbaye.
Sehr schön gelegenes Hotel mit etwas überambitionierter Küche.

 

 

 

Ausflug nach Perigueux, die Abbaye de Chancelade

 

 

 

Cathédrale Saint-Front de Périgueux
Das riesige Bauwerk ist dem heiligen Front, dem Schutzpatron der Stadt, geweiht, dem ersten Bischof von Périgueux. Der heutige Bau stammt überwiegend aus dem 12. Jahrhundert. Die Kathedrale ist ein hervorragendes Beispiel für byzantinisch inspirierte romanische Architektur in Frankreich. Sie hat einen Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes und wird von fünf großen Kuppeln und Trompenkuppeln überragt – ähnlich der Hagia Sophia in Konstantinopel.

Abbey de Boschaud
in der Nähe des Hotels

 

 

 

HEIMFAHRT
Geschnetzeltes Schwein mit Champignons in Magic-Sauce. Das habe ich bereits im Tagebuch veröffentlicht und kann hier nochmals gelesen werden.
Auf der letzten Reise Richtung Heimat kamen wir nordöstlich von Limoges nach Guéret, einem kleinen gesichtslosen Ort. Es war Mittagszeit. Eva hatte auf dem Handy schon verzweifelt gegoogelt wo es etwas zu Beißen geben könnte. In Frankreich ist das Restaurantsterben voll im Gange. Französische Gastronomie wird durch Döner, Kebap, Pizza und Co. ausgedünnt. Letzte Chance für ein landestypisches Mittagessen war in Guéret das “Hotel le Pommeil”.

Guéret

 

Frankreich ist groß, und so wollten wir die Rückreise aus dem Süden, aus dem Perigord, halbieren. Ich habe schon öfters im “Hotel Château Germiney” in Port Lesney übernachtet. Es war immer luxuriös und trotzdem reell. In Hotels Abend zu essen ist meistens keine Freude. Dieses Hotel hat noch ein Bistrot nach zehnminütigem Spaziergang, unten am Fluss.

Beim Frühstück hat man einen schönen Blick auf den Park.

 

 

 

 

Guewenheim Café de la Gare

Kalbsnieren, Elsässer Spätzle. Ich denke, die werden mit einem Löffel, vielleicht Kaffeelöffel ins Wasser geschabt.

 

 

Am Nebentisch chinesische Weingenießer, ein lustiges Völkchen. Hinter mir auch ein Burgunder-Nerd. Gegenseitig ließ man von Tisch zu Tisch die Weine probieren. Wir hatten einen Trimbach, Clos Saint Hune von 2007, der kostet im Handel 300 Euro und im “La Gare 340 Euro. Die Chinesen hatten eine Saint Hune von 2001. Solche Kalkulation ist auch der Grund, warum sich hier die Freaks treffen. Bei solchen Erlebnissen traf ich nie reiche Leute, sondern nur solche, die wenigstens kurzzeitig über ihre Verhältnisse leben. Letzteres, das über die Verhältnisse feiern, ohne dass man dauerhaft außer Kontrolle gerät, das ist das wahre satte Leben, das am Ende befriedigt, vielleicht auch glücklich zurückschauen lässt.

Zweieinhalbstunden danach, zuhause im Bett, genoss ich einen späten Mittagsschlaf.

Champagner Bollinger, weltberühmt, gegründet von Jacob, Bollinger aus Ellwangen (Jagst).