Briefe an Laura

Osterbriefe

von | Briefe an Laura

Liebe Laura, 
lies mal wie ich mich mit meinem Freund beharkt habe. Wenn alles gelesen, dann gehe ins Freie, atme die sonnendurchflutete Osterluft und denke nicht an den Alltag, schon gar nicht an die Politik.

 

 

Lieber Vincent,
nun macht der Herr Merz zwar von fast allem das Gegenteil seiner vor der Wahl entschlossen postulierten Prinzipien, doch mit der Mehrwertsteuer in der Gastronomie ist er sich treu geblieben. Nun werden hoffentlich die vielen siechenden Landgasthöfe aufblühen oder zumindest nicht zusperren müssen.

Interessant: Von der Absenkung der Mwst profitiert McDonald’s von Deutschland pro Jahr mit 140 Millionen Euro, ohne einen Finger krumm zu machen. Schöner Extraprofit. Das ist bei allen „Systemgastronomen“ so. Noch interessanter: McDonald’s gehörte vor der Wahl zu den großen Spendern bei der CDU (andere Systemgastronomen auch). McDonald’s sponsort auch den Parteitag der CDU. Erstaunlicherweise haben sich im Wahlkampf Herr Söder und Herr Merz jeweils in McDonald’s-Filialen fotografieren lassen. Und McDonald’s unterstützt die CDU wohl auch beim Bau eines eigenen Kulturinstituts, weil Essen ja zur Hochkultur gehört.

Ich fürchte, es ging den Unionsgrößen bei der Mehrwertsteuer nicht um Landgasthöfe oder handwerklich arbeitende Wirtsleute wie dich, sondern um die Produzenten von ungesundem, ekeligem Schlamm, die viel Plastikabfall produzieren.

Sei’s drum, dafür kriegt die CSU ihre sinnlose Mütterrente, die einige Milliarden kosten wird, und das Fliegen wird weiter billiger gemacht, weil Flugzeuge so lustige Streifen in den Himmel zaubern. Und die Agrarindustrie hat auch nichts zu befürchten. 500 Milliarden wollen schließlich verteilt werden, weil die Schuldenbremse zwar die heilige Kuh der CDU war, aber naja, vor der Wahl.

Heute gelesen: Nur noch die Hälfte der Deutschen glaubt, etwas für die Umwelt tun zu müssen, zuletzt waren das noch 69 Prozent. Das kommt dabei heraus, wenn man ökologisch sinnvolle Anstrengungen immer als grüne Spinnerei abtut, darin sind Merz und Söder spitzenartig gut.

Ich gehe heute Abend jedenfalls mit … und ihrem Bruder in die Deutsche Oper und schaue mir die besten Tänzer der Stadt an, anschließend geht es in ein schon lange existierendes Lokal mit bayerisch angehauchter Küche, die sagen einem, wo ihr Fleisch und Gemüse herkommt. Das gibt es tatsächlich in Berlin.

Und morgen mache ich Lammschulter nach Art der Levante, (Zimt, getrocknete Aprikosen und Pflaumen), dazu Safranreis und libanesischen Rotwein. Ich hoffe, auf der Wielandshöhe läuft alles rund, und so grüßt Dein …

Am 18.04.2025 um 16:15 schrieb Vincent Klink
Lieber…Man darf sich vom Neid nicht zerfressen lassen, sehr ungesund!
Herzliche Grüße vom Vincent

Der Freund antwortet:
Lieber Vincent, da hast du mich maximal missverstanden. Neid kenne ich nicht. Von allen Todsünden ist mir der Neid am fernsten. Es ging mir darum, wie Politik funktioniert und was ich von der künftigen Regierung erwarte. Bis auf „mehr Waffen wagen“ gibt es da kein sichtbares Ziel. Was würde das Land nach vorne bringen? Besserer öffentlicher Verkehr. Verwaltung endlich digitalisieren. Energiewende voranbringen. Vernünftige Regelungen für Migranten (arbeiten lassen!). Was ich vom Koalitionsvertrag kenne, weckt eher Zweifel.

Diese Regierung nimmt viel Geld in die Hand, was ich richtig finde (und Merz immer abgelehnt hat). Die Frage ist nur, wofür wird das Geld ausgegeben? Warten wir’s ab. Bislang werden nur Einzelinteressen bedient, das ist immer einfach. Merz ist der politisch unerfahrenste Kanzler aller Zeiten, mal sehn, von welchen Lobbyisten er sich treiben lässt. Ostergrüße, Dein …

Vincent schreibt am 19. April
Lieber …Du bist kein Neidhammel, das weiß ich doch, sonst wären wir nicht befreundet. Eines Tages hatte ich beschlossen, mir alle Bekanntschaften, die von heftigem Ehrgeiz und Eitelkeit befallen, mir vom Halse zu schaffen. Du bist übrig geblieben und dann noch der Wolfgang, das war‘s dann, und seither lebe ich sehr glücklich. Eigentlich wollte Dich nur ein bisschen in Deiner Soziecke aufscheuchen. Es gibt bekanntlich immer den gegenteiligen Blick. McDonald’s Mwst.-Segen dürfte ein geringerer Finanzaschaden sein, wenn dadurch viele tausend Kneipen durch die Mwst.-Überlebenshilfe am Atmen gehalten werden. Trotz eventuellen Schwarzgeldabwegen, werden diese eine weit höhere  Ausgleichssumme an Steuern liefern.
Die Systemgastrononomie, dazu gehören auch die BigMacs, da hast Du Recht, die müssten wegen Industrialisierung von Essen 19% abdrücken. Wie ich von Dir hörte, haben diese Finsterlinge aber Wahlkampfspenden lanciert. Sollte das wirklich so sein, dann ist das ein ziemlicher Skandal, da könntest du Dich mit Furor und schwer bewaffnet draufstürzen. Dessen ungeachtet, jeder Biopsycho nimmt sich McDonalds als Beissholz. Ich auch, schwärme aber für Doppelwhopper von BurgerKing. Allerdings nur auf der Autobahn denn diese Rundstücke sind um Lichtjahre besser als das Raststättenangebot (Ausnahmen mag es geben). Letztere sind die dunkelste Funzel meines geschundenen Berufs.
Horrido, auf sie mit Gebrüll, Dein Vincent

PS: Ich dachte der Herr Merz wäre ein Finanzgenie, weil er bei „BlackRock“ fuhrwerkte. Wie ich von Dir erfahren habe, hatte er gerade mal 16 Mitarbeiter, die ihm bei Lobbyarbeit sekundierten. Ist aber alles nicht schlimm oder akut. Regierungschefs und Präsidenten müssen gute Schauspieler sein die allerdings ihre Administration nicht eigenkreativ unterlaufen sollten. Das wird der Merzen schon hinkriegen, unser Chefpilot.