Vor drei Jahren übernachtete ich in einem noblen, kleinen Hotel im Allgäu, zu dessen Geschäftsmodell das Duzen gehörte. Völlig fremde Leute und dann diese Verbrüderung, das stieß mich ab. Sollen sie machen was sie wollen, aber ohne mich.
Dass man sich unter Kollegen, Handwerkern und unter Musikern vorbehaltlos mit Du anspricht ist völlig okay. Ich selbst rede aber jeden Mitarbeiter, auch Azubis mit Sie an. Das sorgt in gewisser Hinsicht für Distanz und einen guten Umgangston, vor allem aber bringe ich allen Mitarbeitern meinen Respekt entgegen.
Ich denke, dass dieses Duzis-Einschleimen aus dem Internet entlehnt ist, da Duzt sich Gott und die Welt um Nähe und Vertrauen zu schaffen, so dass man leichter übers Ohr gehauen werden kann. Es kann aber auch sein, dass guter Wille dahinter steckt und manch einer der Einsamkeit entgehen und Nähe sucht. Doch wer gegenüber wildfremden Nähe sucht ist auf alle Fälle in der falschen Spur.
Mir ist es lieber, ich schaue jemanden in die Augen, finde ihn sympathisch wenn es zurückfunkelt, dann kann man gegenseitig aufeinander zugehen. Das hat dann letztlich nichts von Zwang, oder Überfall, oder mitfühlender Heuchelei. Als Beispiel möchte ich anfügen, dass Paul Häberlin einer meiner großen Vorbilder war. Wie soll man so einen Mann mit Du ansprechen? Andererseits fiel ich fast in Ohnmacht, es war mir eine Riesenehre, als er mir nach ungefähr 20 Jahren, das Du anbot. So etwas ist eine erhabene Geste und machte diesen Moment unvergesslich.