Vincents Tagebuch

Wachauer Marillen

17. Juli 2025 | Tagebuch

Sonntag den 13. bin ich in aller Frühe los, München, Salzburg und darüber hinaus. Es ging auf die Donau zu.

Die erste Rast:Landzeit-Rosehill-Foodpark, so nennt sich die Raststätte. Der Verhungernde ist nicht wählerisch. Einen Burger King gibt es hier auch. Alle drei Monate ein Doppelwhopper, das ist mir die Freude des Andersschmeckenden. Solch ein durchkonstruiertes Rundstück ist mir sicherer, als eine sterbende Fritteuse und sonstige Antiquitäten der Autobahn-Essenstheke. Ich musste dann aber doch an die Warmheke, da ich die Automatik des Bezahlautomaten dieses Bulettenbraters nicht kapierte. Ich dachte mir, bestellst du ein Gulasch, das kann man stundenlang warm halten, das ist nahezu unzerstörbar. So war es dann auch. Eierknöpfle landeten auf den Teller und daneben wurde ein Riesenschapfer Gulasch aufs Porzellan geknallt.

Jetzt kommt’, welch eine Freude welch ein Glück. Ein Gulasch in dieser Güte habe ich in Deutschland in keinem Gasthaus jemals gegessen. Dem Koch hinter dem Tresen zeigte ich meinen nach oben gerichteten Daumen. Der Mann war nicht nur Koch, sondern sah auch so aus, grad so wie man sich vor 50 Jahren einen Koch vorzustellen hatte, dick, viereckig und rotgesichtig, feuerrote Birne. Manchmal neige ich zur Verbrüderung und outete mich, auch ich sei Koch. Er rückte seine Baseballkappe, mit Schild nach hinten auf zwölf Uhr, und salutiert wie ein Green-Baret.

Weiter gehts auf der nach Wien führenden Autobahn Links in der Ferne, zwischen goldenen Weizenfelden und dunklen Weinreben, über die Donau hinweg ist Mauthausen Mauthausen in Sicht. Da wäre ich wieder bei meiner Polarisations-Philosophie, soviel Schönheit her Hügel und Matten, und dann die Gedanken an dieses riesige Monster KZ.

Mir wird gleich besser als ich an meine zu erwarteten Aprikosen in der Wachau denke.

Wir hatten für unsere Küche Aprikosen gekauft denn diese haben jetzt Erntezeit. Ich musste aber ertragen, dass alle Früchte trocken, holzig ohne Saft, sauer und ohne Aroma, schlichtweg unter unserem Niveau und der Erwartung unsere Gäste waren. Insofern habe ich mich ein bisschen erkundigt und erfuhr, dass die Aprikosen meistens unreif geerntet werden damit sie den Transport gut überstehen. Neuere Züchtungen widmen sich vorwiegend der tief orangenen Farbe und nicht den Geschmack. Das fatale ist, dass sie nicht nachreifen sondern in ihrer Unvollkommenheit verharren. Kurzum in der gesamten Stuttgarter Gegend gibt es keine Aprikosen die mir schmeckt. So kam mir die Wachau in den Sinn. Nicht nur die berühmten Weine wässerten mir das Maul, sondern dass am Donaustrand kurz vor Wien eine bedeutende Aprikosengegend zu finden ist. Die Aprikosen dort nennt man Marillen. Wachauer Marillen müssen her. Davon gibt es aber auch verschiedene Sorten, beispielsweise die „Mariandl“ oder die „Richard Löwenherz. Ich rief kurzerhand bei den bekannten Marillenbauern Gerti und Gerhart Tastl an.  Frau Gerti klärte mich auf, dass die beste Marille die Wachauer Sorte ist, man nennt sie auch “Sorte Kloster Neuburg”. Diese alte Sorte wirkt wie das Aschenputtel unter den Marillen. Sie hat Flecken ist nicht goldorange sondern manchmal sogar etwas grünlich. Diese Marille ist aber die Königin des Landstrichs, geschmacklich unerreicht und immer weniger im Handel, da sie schnell verdirbt. Der Rest meiner Marillenerleuchtung ging schnell. Ich sagte, „zwei Zentner von diesen Dingern wären mir recht, wann könne ich kommen? “Ja, diese Menge haben wir hier immer an Bord, jedenfalls diese Woche noch und die nächste auch. Und andern Tags fuhr ich los.

So und ab morgen gibt es auf der Wielandshöhe Marillenknödel.

 

Diese alten Bäume sind selten.