die Gewerkschaften finde ich wichtig. Busfahrer, Krankhausangestellte und überhaupt viele Bereiche der Dienstleistung müssen besser bezahlt sein. Man bedenke was beispielsweise ein Busfahrer für eine enorme Verantwortung übernehmen muss.
Nicht einverstanden bin ich mit den Gewerkschaften in einem wesentlichen Punkt, nämlich dem ständigen Kampf die Arbeitszeit zu verringern. Man kann sagen, da ist bereits schon viel gelungen, bei weniger Arbeitszeit muss aber genauso viel erwirtschaftet werden, als würde man länger arbeiten. Das führt dazu, dass sich das Arbeitstempo verdichtet und Arbeit richtig stressig wird. Arbeit wird zunehmend als Hölle und Strafe empfunden, macht keinen Spaß mehr, und liefert keine Befriedigung. Die Betroffenen können sich nur noch mit ständigem Reden über Urlaubsziele bei Laune halten.
Ich war bei einer Fabrikbesichtigung und da musste ein Arbeiter für ein bestimmtes Werkstück 6-7 Schrauben anziehen, und das 8 Stunden lang. Das Laufband bestimmt sein Leben. Über ihm läuft ein Zählwerk was bedeutet, dass selbst der Gang auf die Toilette im Dauerlauf erfolgen muss. Würde man pro Tag eine halbe oder ganze Stunde mehr ansetzen käme man aus dem Sklavenmodus raus und sich mal eine Zigarettenpause gönnen. Man könnte an der Kaffeemaschine sich ein Kaffee holen, ein bisschen mit dem Nebenmann oder der Frau quatschen, ein bisschen lachen und so weiter.
Genau so machen wir es auf der Wielandshöhe. Es gibt natürlich die Servicezeit zwischen 12.00 Uhr und 14.00 Uhr und abends zwischen 19.00 und 20.00 Uhr. Außerhalb davon darf jeder trinken was er will, vor die Türe gehen, eine rauchen, bisschen absitzen, reden, lachen, Witze machen, um danach ums so freudvoller zu arbeiteten. Wer mit Freude Arbeitet ist konzentrierter. Kommt in der Wielandshöhe der Feierabend, dann hocken die meisten noch zusammen und wollen gar nicht gleich nach Hause. Sie machen ihre Gaudi, trinken ein Bier, quatschen miteinander, oder die Weinflaschen aus dem offenen Ausschank werden vollends ganz geleert und Eva erklärt etwas über den Geschmack und die Struktur der Weine. Logischerweise ist unser Krankenstand im Betrieb kaum messbar.