Die dröhnende Verhaltensregel unserer Tage ist “gendern” und “political correctness”, das bedeutet, daß ich nicht sagen darf was ich denke. Das ist ja manchmal gar nicht so schlecht. Da hat sich auch unser Kanzler zur Meisterschaft hochgschwiegen, entläd sich jedoch immer wieder mit einem Machtwort. Wir wissen es, es gibt nichts unheilvolleres als eine “Ménage à trois”. Da bin ich froh, dass mein Beruf nicht Politiker ist. So gesehen bin ich lieber still, den meckern hilft auch nicht.
Um so mehr rumpelt es an bundesdeutschen Arbeitsplätzen von “Metoo” und “political correctness”. Je genauer die Krawatten gebunden werden, und in den Büros internationales Rasierwasser kondensiert, um so mehr legt sich der Klimakollaps geistiger Vereisung an die Tapeten.
So bucht manche Firma Psychoseminare, oder läd zu Dynamiktöpfern in der Toskana ein, und mit Benimmworkshops will man den vereinsamten Manager wieder zu freiem Lächeln verhelfen. Wo sich doch mit einigen Gaststättenbesuchen und Trollingerräuschen die Bodenhaftung von selbst wieder einstellen würde. Jeden Tag bekomme ich eine Einladung in der irgendjemand sich eine neue Geschäftsidee ausgedacht hat. Es wäre müßig, die ganzen Verkrampfungen der Coaching-Literatur hier vorzuführen. Der richtige Umgang mit Menschen braucht meiner Meinung nach nur eine Regel, und die wäre mit Natürlichkeit und ein bißchen ‘laissez faire’ weiträumig definiert. Stattdessen entnehme ich einem diesen Blödsinns-Benimmbücher für reisende Geschäftsleute, frisch Geschiedene, einsam umherirrenden Beziehungsinvaliden, daß man sein Leben einigermaßen justieren kann, wenn man sein Gsälzbrot zum Frühstück tunlichst mit Messer und Gabel stückeln muß, um sich nicht die Finger schmutzig zu machen. Gar nichts darf mehr schmutzen, und so sitzen viele bei Tisch als hätten sie einen Stecken im Kreuz. In einem anderen Büchlein in dem der Gesellschaftsphilosoph Knigge aufs Übelste mißverstanden wird, traue ich meinen Augen kaum: Seit Jahr und Tag weiß ich nicht wie man ordentlich ißt, denn schon immer zerdrücke ich nämlich meine Kartoffeln um mehr Sauce zu saugen was, wie ich jetzt erfahre, streng verboten ist. Das Jahr Immanuel Kants empfielt, lebe so bequem und frei wie möglich ohne dem Nachbarn auf den Keks zu gehen. Freiheit hört dort auf wo andere Eingeschränkt werden.