Urteile werden oft revidiert, Vorurteile, sind für alle Zeiten in Beton gegossen. Eines davon ist, dass der Stuttgarter dauernd jammert oder bruddelt. Sollten mal Momente der Freude aufkommen, wird das nicht an die große Glocke gehängt, sondern man geht zum Lachen in den Keller. Ich behaupte jetzt mal ganz frech, dass das hinten und vorne nicht stimmt und will auch gleich einen Beweis vornan stellen.
Die Firma Seifen Lenz ist seit 1785 erfolgreich am Start. Viele Generationen haben in dem Laden schon gearbeitet und seit 1969 ist Heinz Rittberger die Seele vom Geschäft. Der gute Mann ist jetzt 86 Jahre alt und hochelastisch und wird kräftig unterstützt vom Sohn Matthias. Im Angebot gibt es alle Arten von Seifen, bis hin zur Marseiller Olivenseife. Kerzen, groß und klein und auch wahre Kunstwerke für Konfirmation und Kommunion oder sonstige Festivitäten, stehen in den Regalen. Es fehlt an nichts. Ich kaufe immer meine Bürsten dort, Naturbürsten in einmaliger Handarbeit hergestellt wie zu Omas Zeiten.
Meine Frau fragte mal den Alten, wann Betriebsferien seien. Rittberger, der die Wielandshöhe seit Jahrzehnten mit edlen Kerzen beliefert, sagte: “Erst müssen alle Badeschlappen verkauft sein, dann gehen wir in Urlaub.” Alle Badeschlappen konnten seit Jahren nicht verkauft werden, da der Chef immer welche nachbestellt. Fast könnte man sagen, will man so glücklich sein wie der alte Rittberger, bleibt man am Besten in seinem Sprengel wie er, rund um die Leonhardskirche. Will man darüber, oder über die Stadtgeschichte, etwas wissen, dann man fagt man den Heinz Rittberger, der nie verreist und immer freudig im Laden auf der Matte steht.
