Man hat so ganz bestimmte Klischees im Kopf. Es ist ähnlich wie in der italienischen Küche. Bei dieser fällt einem zuerst Spaghetti ein und dann Tomate Mozarella. Ungeachtet, dass mittlerweile Spaghetti als deutschestes Gericht überhaupt gilt, im Schwäbischen sind es Spätzle, Maultaschen und Gaißburger Marsch.
Zuerst muss man festhalten, dass das Schwabenland mit vielfältigen Unterschieden verwirrt. Nicht nur unzählige Dialekte, Wesenszüge und Kofessionen, es macht auch einen großen Unterschied aus, ob man auf steinigen Äckern in der Erde kratzt, wie mein Unrgroßvater. In Bildechingen bei Horb musste er mit 5 Kühen ein vierköpfige Familie durchbringen. Um Unterland, dort wo der Wein wächst, hatte man ein ganz anderes Verhältis zum Genießen. Im Oberland an der Iller entlang und im Bodenseegebiet erleichterten fruchtbare Böden das Leben.
Auf alle Fälle, ob arm oder reich, man setzte beträchliches Hirnschmalz in Gang um eine phantasievolle Küche zu pflegen. Nicht zu vergessen, die Nähe zu Frankreich und die Besatzungszeit durch Napoleon, was sich auch im schwäbischen Dialekt festsetzte. So nennt sich der Nachtopf auf dem Land ab und zu immer noch Pottchamber, dann das Rindsbratengericht “Boeuf al la mode”, oder statt besuchen antichambriert man. Dann wäre da die berühmte Schoddosoß, sie stammt vom Chaudeau (Wasserbad) ab und ist nichts anderes als eine Sabayone. Die Beispiele ließe sich endlos fortsetzen.
Ich greife mir nun das “Kochbuch für die einfache Bürgerliche Küche” von Anna Holzäpfel, ums Jahr 1920 geschrieben. Sie war die Vorsteherin der städt. Kochschule Ulm. In ihrem Buch sind die schwäbischen Klassiker zu finden, der Ochsenmaulsalat, Kuttteln, die Hirnsupp, Maultaschen, Spätzle, aber auch Ochsenschwanzsuppe, Boeuf Braisé, Kalbsbries in Pastetchen, Blancmanger, Beefsteak, Hummer mit Mayonnaise und so weiter und so fort.
Wenn wir also glauben, dass erst in unserern Tagen gut gegessen wird, ist das eine reichlich größenwahnsinnige Regung.