Vincents Tagebuch

Logbuch der Weinexkursion

von | 19. Juli 2023 | Tagebuch

Gestern Abend haben wir ein Ferienhäuschen am Rand von Beaune/Côte d’Or bezogen. Hinter dem Haus beschattet uns ein riesiger Judasbaum, uralt. Zuerst musste ich kräftig googeln, denn von so einem schönen Baum habe ich noch nie gehört.

Aber deshalb sind wir nicht hier, und zum Spaß gleich gar nicht. Uns trieb der tiefere Drang die Welt der Côte d’Or, des Burgunds und seiner Weine und der Küche, besser zu verstehen. Ich war schön öfter hier, habe mich intensiv auch mit der großen Historie des Landstrichs beschäftig, und bin auf Evas Reisewunsch nur allzugerne eingegangen.

Vor vierzehn Tagen bereiste ich das Hinterland des Burgund. Mich faszinierte schon immer, dass in jedem Dorf eine tausend Jahre alte Kirche steht. Die Landschaft ist ziemlich entvölkert, außer im Weinbau des Auxerrois (Burgund ist sicherlich so groß wie Württemberg), und in der Landwirtschaft sind Arbeitsplätze gering vorhanden. Für mich als Ruhesuchenden ist dies die reine Erholung, aber für den Landstrich verheerend, die Jugend ist weggezogen.

Von Dijon, das Saônetal hinab Richtung Mittelmeer, an der berühmten Côte d’Or entlang, ist dagegen alles am Wuseln. Vorwiegend wird in den berühmten Weinbergen gearbeitet. Eva und ich sind glücklich, dass wir von Berufswegen Wein trinken und die Restaurants durchstöbern können.

Gestern im winzigen Restaurant „Ma Cuisine“ geriet ich ins Schwärmen. Keine Touristenküche sondern es wurde hammermäßig gut und fundamental gekocht. Für Vegetarier wird wenig geboten. Ich fürchte diese Kundschaft gilt generell hier im konservativen Burgund als psychisch angeknaxt. Wir aßen Oeuf Meurette. Verlorene Eier in Rotweinsauce. Trotz meinen vielen Besuche hatte ich dies Nationalgericht nie probiert, da ich dem Ganzen nicht recht traute. Mamma Mai, Eier in Rotwein, muss das sein? Ja, es muss. Kurzum, die Rotweinsauce befeuerten hocharomatische Rauchspeckwürfel, es war umwerfend, die darauffolgende Taube stand dem nicht nach.

Heute morgen ging es mit unseren E-Scootern durch die Weinberge. Savigny les Beaune, Pernand Vergelesse, Aloxe-Corton, Ladois. Die Dinger sind sehr geländegängig mit Stollenreifen. Mich zog mein Teil steil hoch bis auf den Corton Charlemagne, dem Weinberg Karls des Großen, von dem auch Anthelme Brillat-Savarin eine Parzelle in Besitz hatte. Corton Charlemagne aus der Chardonnaytraube gekeltert ist einer der berühmtesten Weißweine der Welt. Der Westteil des Berges ist mit Kalkgeröll durchsetzt. Wir konnten gut studieren, wo sich der Weißwein wohlfühlt und wo der Rotwein den steinigen Löß-Lehm-Boden mit Ton und Kalk bevorzugt.

Eva vor dem unbezahlbaren Climat
Eva vor dem unbezahlbaren Climat