Vincents Tagebuch

Antwortbrief an eine Kennerin

von | 12. Juli 2023 | Allgemein

Liebe Frau …
vielen Dank für Ihre Zuschrift. Sie sind eine wirkliche Kennerin. Wer fährt schon das Piavetal hinab oder weiß wo der Tagliamento fließt. Was das Hotel Cipriani in Asolo anbetrifft, da gebe ich Ihnen völlig Recht. Es ist reine Nostalgie, was ich in Asolo vor 40 Jahren erlebt habe. Es folgten noch mehrere Aufenthalte, bis dann Asolo auch von Bustouristen berannt wurde.

Bei meinem letzten Besuch, der zur Erwähnung in meinem Buch geführt hat, war im Ciprianihotel alles prima. Nun weiß ich auch warum. In der Ecke, die auf die Terrasse führt saß und grüßte der Besitzer, Signore Segafredo, dem das Kaffeeimperium gehört. Ein toller Mann. Ich denke mir aber, wenn er den Rücken dreht, geht der hochnäßige Schlendrian des Personals gleich wieder weiter. Mittlerweile besuche ich keine Luxushotels mehr. Fast alle gehören irgendwelchen Konzernen und die Hoteldirektoren sind keine mehr, sondern Geschäftsführer die sich nicht für Ihre Gäste interessieren, die auf ihre Monitore starren und die Umsatzzahlen an die Zentrale weitergeben. Ich habe mir als Folge von dies allem dieses Jahr einen VW Campingbus gekauft. Es sollte als fahrbares Büro dienen, hat 220 Volt und es ist alles drin  was man braucht: Küche, Wasser, Kühlschrank u.s.w.
Nun von meiner Wein- und Kulturreise aus dem Burgund zurück habe ich das alles prima überlebt. Nachdem ich mich mit Campingplatz-Regeln eingefuchst hatte, fühlte ich mich über die Maßen wohl. Ich fürchtete vorher, der Schrebergartenfaschismus der Camper würde mir alles verleiden, das war aber auch nur ein Vorurteil. Kommt hinzu, dass ich auf den Plätzen keinen Strom benötigte, so landete ich immer entlegen bei den Fahrradtouristen und ihren kleinen Zelten. Ausnahmslos tolle Leute, die ich regelrecht beneidete, aber als alte Kerl muss man sich beschränken.

Falls mal eine Burgundreise ansteht. Mir bekannte Hotels im Burgund: Vezelay (La Poste & Du Lion), Aloxe Corton (Villa Louise). Savigny-lès-Beaune (Le Hameau de Barboron).
Herzliche Grüße, Vincent Klink

Kirche in Igé, zwischen Cluny und Macon, 1000 Jahre alt. Drei alte Sachen passen gut zusammen: Die Romanik, alter Wein und der Meinige.