Vincents Tagebuch

Das Leben ein Kampf

von | 11. Mai 2023 | Allgemein

Wir kennen sie alle, die Fotos von Fußballern, wie sie mit geballten Fäusten, Schreckensvisagen sich die Seele aus dem Leib brüllen, wenn sie verloren, aber auch wenn sie gesiegt haben. Man sieht, wir sind seltsame Wesen, die seit tausenden von Jahren die DNA in sich tragen, dass man sich gegenseitig den Schädel einschlagen sollte. Dass das heutzutage nicht an jeder Ecke geschieht, dafür müssen wir der Kultur danken, die uns auch den Frieden beigebracht hat. Der Wunsch nach Frieden ist sehr alt, er galt und gilt bis heute aber weitgehend und international der eigenen Haut.

Nun gut, das Leben ist ein Kampf und oft auch eine Qual und so gesehen ist es mir unerklärlich, dass nach der Fron der Arbeit, mit Kampfsportarten, oft gegenseitigem sportlichem Vernichtungskrieg weiteren Stress verschafft. Es geht immer mehr nur um Sieg. Wer verliert hat wirklich verloren, ist sozusagen weg vom Fenster.
Im meinem Klosterinternat, ohne das ich als Volltrottel geendet hätte, boten die Patres im Turnunterricht häufig auch Boxen an. Es war eine gute Charaktertherapie, denn es ging nicht unbedingt ums Gewinnen, sondern dass man das Verlieren mit Würde durchsteht. Verlierenkönnen will gelernt sein und freudiger Sport, körperlicher Ausgleich, das sollte im Vordergrund stehen.

Und nun zum Kochberuf, der wie alles auch dem Zeitgeist ausgeliefert ist. Seit Längerem wird er zur Kampfsportart umgemodelt. Anfänger wollen von der Startmarke loslegen die ich mir in 50 Jahren draufgeschafft habe. Man lernt heute oft nicht mehr von unten nach oben, erklimmt Treppchen für Treppchen, sonder man fängt oben an und es gibt ein großes Getrommel und jede Menge Selbstbesoffenheit aller Beteiligter. Da bleibt nicht viel Zeit etwas gründlich zu erlernen und sich ein handwerkliches Bewusstsein anzueignen. Wichtig ist oft nur, dass man in den Sozialen Medien viele Follower hat.
Der Koch der seine Wirtschaft auf eigenes Risiko betreibt, lernt schnell, vor allem wenn er die Bude in kurzer Zeit leergekocht hat, weil die Gäste einen anderen Gusto haben. Wer in der Gastronomie nur gut Kochen kann, der findet seinen Erfolg nur in großen Hotels, in denen er kocht und andere für ihn denken. Solche Leute, auch der Herr vom Tegernsee, sind für den Fortschritt meines schönen Berufs völlig ungeeignet.

Wie auch immer, es tut sich viel, auch Gejammer gibt es, mancher Laden wird geschlossen. Die ungefähr zehn Wirtschaften in der Stuttgarter Gegend, bei denen es mir schmeckt, können aber nicht klagen. Alles rappelvoll. Wer kochen kann und einen ebenbürtigen Service bietet muss sich keine Sorgen machen. Ich dagegen schon, denn ich bekomme an meine freien Tag kaum einen freien Platz.

Groggykoch