Vincents Tagebuch

Kriegsbibliothek

von | 29. Oktober 2022 | Allgemein

Gestern besuchte mich ein Ehepaar, das von innen heraus eine Geisteshaltung zeigte, die ich als als mein Lebensziel anvisiere. Vor Jahren habe ich diesbezüglich schon mein Leben und Denken geändert. Seit dem Tod der Chefin, meiner Frau, um so mehr.
“Lebe so reduziert wie möglich, und das deshalb so angenehm wie möglich.” Es ist wie mit der qualitätvollen Malerei, mit Texten u.s.w., alles weglassen was nicht notwendig ist. Getrude Stein hatte Ernest Hemingway mit seinen Texten sehr häufig in die Mangel genommen, die Devise lautete, “streichen, streichen, streichen!” So kam es unter anderem zum knappen effizienten Textfluss, der die englischsprachige Literatur auszeichnet. (Als Beispiel habe ich in meinem Text das Gestrichene nicht beseitigt.)

Nun aber zur Kriegsbibliothek meines Gastes. Er sprach von zehn Büchern die er flüchtend nicht zurücklassen würde.
Als da wäre: Balthazar Gracián, und dicht gefolgt von Marie von Ebner-Eschenbach, und dann noch acht weitere. Die Aphorismen der Dichterin sind legendär. Ich tippe mal auf insgesamt über 500 Geistesblitze, die sie zu Papier brachte.

Auf der ersten Seite meiner Ausgabe des Inselverlags geht es bereits tief zur Sache:
” Ein Urteil lässt sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil.”
Auch auf der ersten Seite ein Satz, über hundert Jahre alt und so aktuell wie von heute, ein Ruf gegen die heutigen  Medien: “Die jetzigen Menschen sind zum Tadeln geboren. Vom ganzen Achilles sehen sie nur die Ferse.”

Übrigens Bildung bekommt man nachgeschmissen. Zwischen zwei und 5 Euro (oft ist das Porto teurer), kann man sich eine formidable eigene Welt zusammenbauen. Klicken sie auf www.zvab.com Ich kaufe fast alle meine Bücher dort. Geben sie Ebner Eschenbach ein und es wir nicht ihr Schaden sein. Ich kaufe fast alle meine Bücher bei ZVAB.

PS: Die acht weiteren Bücher reichen mir nicht ganz. 
1. Marc Aurel “Selbstbetrachtungen. 2. Augustinus “Bekenntnisse”, 3. Goethes “Faust”,4. Michel de Montaigene “Essays”, 5. Hafis “Dīwān”, 6. Egon Friedell “Kulturgeschichte der Neuzeit”, 7. Ernst Gombrich ” Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser”, 8. Friedrich Torberg “Tante Jolesch”, Erasmus von Rotterdam “Lob der Torheit”. So könnte ich gerade weitermachen, lassen wir es gut sein mit dem Buch “Utopia” von Thomas Morus.
Liebe Leser, Sie werden einwenden, dass es sich bei der Liste um uralte Klamotten handelt. Das stimmt, aber es sind wirkliche Originale und nicht wie großteils Heutiges, das aus diesem Humus wiederkäut.

Freifrau Marie Ebner von Eschenbach 1830 auf Schloss Zdislawitz in Mähren als Marie Dubský geboren; † 1916 in Wien. Ihr Werk zählt zum Bedeutendsten deutschsprachiger Literatur des 19. Jahrhunderts.