Platon hat die Situation des Menschen mit der von gefesselten Höhlenbewohnern verglichen. Sie sehen nur auf den Höhlenhintergund projizierte Schatten und halten das Schattenspiel für die wirkliche Welt.
Heute ist unser Höhlenhintergund die Mattscheibe. Wir gucken in die Röhre und halten uns für informiert.
Wir fühlen uns nicht nur informiert, sondern obendrein in unseren moralischen Urteilen befestigt und bestätigt.
Wer sind die Guten und wer die Bösen? Früher hat das die Bibel den Menschen gesagt. Später taten es die Melodramen und die großen Werke der Weltliteratur. Heute sagen es uns die Medien. Die Bild-Zeitung in Bus und Straßenbahn, oder der Deutschlandfunk im Autoradio – so sieht die moderne Morgenandacht aus. Und der Abendgottesdienst? Der heißt heute Tagesschau.
PS. Den Kopf frei kriegen, auf dem Motorrad oder beim Wandern, Bergsteigen? Keine Frage, Bewegung und Wandern tut gut. Der Kopf wird aber nur frei wenn man entsprechende Bücher ließt. Beispielsweise einen solchen Textauszug wie gerade eben.
Wolfgang Pohrt, Werke bei Edition Tiamat