Vincents Tagebuch

Musikmachen

von | 19. Dezember 2020 | Allgemein

Es gab Zeiten, da musste ich üben wie verrückt, war mit Musikern von europäischen Format unterwegs. Logisch, kämpfte ich immer als Schlechtester und war oft auch der Verzweiflung nahe. Es ist aber besser man hängt sich bei Weltmeistern hinten an, als dass man als Trottel, mit noch größeren Trotteln unterwegs ist. Jedenfalls, meine Mitmusiker waren zufrieden, aber ich mit mir nicht. Diese ständige Verliererposition stärkt den Charakter, denn Verlieren lernen ist eines der wichtigsten Erfahrungen, die man sich antun kann: Ohne Niederlagen kein geistiger Zugewinn.

Jetzt inmitten den Coronablues musiziere ich für mich alleine. Das Bassflügelhorn hatte ich 2018 nach den Ludwigsburger Schlossfestspielen aufgegeben. Ich merkte, dass meine Kräfte nachließen. Also kehrte ich zu meinem Jugendinstrument, der Querflöte zurück. Nun, in lonely Coronazeiten war mir irgendwann der eine Ton zu wenig. Weil ich ein Buch über Griechenland machen wollte hatte ich in meiner Begeisterung Bouzouki zu lernen begonnen. Dann sah ich im Fernsehen den phantastischen Israeli Avi Avital mit seiner Mandoline. Ich war hin und weg, und nun übe ich jeden Tag mindestens eine Stunde Mandoline.

Warum ich das schreibe?
Wer in seiner Jugend irgendwann einmal, sich wenigstens ein bisschen an einem Musikinstrument gemüht hat, dem rate ich es wieder zu beginnen. Coronazeiten sind ideal dafür. Auch ist das motorische Gedächtnis, selbst wenn Jahrzehnte vergangen, geradezu faszinierend. Manch einer hat Modelle gebastelt, gestrickt, irgendwelche Handfertigkeiten betrieben. Egal, die Parole heißt, raus aus dem Lehnstuhl!

Noch eines, man muss immer wieder, – womöglich als Hundertjähriger -, immer wieder etwas Neues beginnen, von vorne anfangen. Und das rate ich allen, den Jungen, ganz besonders mir.