Vincents Tagebuch

Tafelsilber

von | 17. Oktober 2020 | Allgemein

Der Schwabe ist nicht geizig.
Wir erfreuen uns trotz hoher Preise eines regen Zuspruchs, weil der Gast erkennt, manchmal auch nur unbewußt, dass gründliche Gastronomie nicht billig sein kann, und deshalb nicht nur das Essen, sondern auch der Service nicht billig daherkommt. Das Silber auf dem Tisch steht dem nicht nach. Kürzlich stellte ein Gast die Frage, mit welchem Trick wir unser Silber so unglaublich glänzend polieren? Silbermäßig ist meine Tochter Eva geradezu von beträchtlichem Fanatismus.

Folgendermaßen geht sie zu Werke: Das Tafelsilber und Besteck wird wie vor hundert Jahren mit einer Aluminiumplatte, Sodapulver und Spezialseife ausgekocht. Danach wird es in frischem Wasser gespült und kommt anschließend in eine Umwälztrommel mit vielen Metallkügelchen. Die Silberschmiede, bereits vor 400 Jahren, nannten das Schüttelfass oder Poliertrommel. Diese rotiert und die Kügelchen behämmern das Silber bis es glänzt. Abschließend wird jedes Teil in klarem Wasser gespült und trockengerieben. Mittwochs ist Silbertag und zwei Mitarbeiter sind jeweils 6 Stunden mit dieser Prozedur beschäftigt. Rein rechnerisch ist das der Wahnsinn, aber alles was man zur Kultur zählt geht meist über das Notwendige hinaus, und gerade das macht aber den echten Humanismus aus.