In der heutigen Zeit, welche literarisch stark von den kurzen Geisterfahrertexten des blondierten Donald Trump geprägt ist, sind Abwägungen, Zwischentöne oder das Respektieren anderer Meinungen, nahezu abgeschafft. Die Welt ist in Liebende und Hasser fraktioniert. Für die einen ist Corona nicht existent, für die anderen eine Horrorbedrohung. Wie so oft liegt die Wahrheit dazwischen. Regeln sind wichtig, noch wichtiger ist aber die Empathie und Großzügigkeit gegenüber dem Mitmenschen. Man nannte das auch mal Respekt, aber von Jahr zu Jahr nimmt krude Distanzlosigkeit zu. Das Internet quatsch mir beispielsweise nur noch als Duzfreund in die Idylle. Das hat alles nichts mit der vielbesungenen Freundschaft oder mit Mitgefühl zu tun, sondern mit heimeligem Einlullen um fette Profite “en famille” ansteuern zu können.
Immerhin hat durch Corona die Übergriffigkeit im wirklichen Leben erfreulich abgenommen. Insofern hat auch Corona positive Seiten. Eine davon ist übrigens, dass ich mit vollem Mund hinter der Camouflage der Gesichtsmaske den Gastraum betreten kann, um dann freudig meinen Gästen zuzunicken. Wenn auch Vorschrift und scheinbar wichtig, ist mir die Maske schon lästig. Wenn man bedenkt, mein ganzes Leben habe ich unter der Dunstabzugshaube fristen müssen und nun dies.