Vincents Tagebuch

Flann O’Brien über Ezra Pound

von | 17. Januar 2020 | Allgemein

Von dem, was er beschreibt, benennt,
versteh‘ ich fünf bis sechs %.
Der Rest ist heillos hingeraunt,
die Rede ist von Ezra £.

Bei dem Philosophen Peter Sloterdijk, von dem ich fast alle Bücher gekauft und mich redlich bemüht habe, geht es mir ähnlich. Neulich hatte ich einen bekannten Philosophen bei mir zu Gast und ich gestand ihm mein Dilemma. Der Großdenker meinte: “Herr Klink, wenn Sie den Sloterdijk verstehen würden, dann wäre der ja kein Philosoph!”

PS: Flann O’Brien, irischer Sprachgigant, meinte es nie ganz ernst. Ezra Pound verstehe ich ganz gut. Für mich ist er der größte amerikanische Dichter. Er war ein herzensguter, unglaublich gebildeter Mensch, aber etwas kindlich-wohlmeinender Fan von Benito Mussolini. Es geht hier zu weit, um das alles zu erklären, denn er sah sich gar nicht so sehr als Dichter, sondern als Nationalökonom. Den amerikanischen Raubtierkapitalismus von heute hat er vor 80 Jahren schon kommen sehen und für diese Entwicklung die USA gehasst. Was ich hiermit gerade schreibe ist nicht ganz okay, denn das Rätsel Pound lässt sich nicht in Kürze aufdröseln.

Zum Bild: Die Amerikaner hatten Italien erobert. In Pisa wurde das Vorbild von Ernest Hemingway drei Wochen in einem Käfig ausgestellt.
(Bild: commons.wikimedia.org)

Ezra Pound as old, in Venice