Vincents Tagebuch

Silvester

von | 31. Dezember 2019 | Allgemein

Einen ganz großen Dank an den Küchenchef Jörg Neth und den Restaurantchef Andreas Lutz. Seit einem Vierteljahr haben sie mir Ihre Gedanken vorgetragen, wie das Menü zu sein hätte. Ich habe nur aus der Entfernung alles grob übersehen, diese Entwicklung verfolgt. Ich muss ehrlich sagen, mir wäre ein solch abwechslungsreiches Menü nicht eingefallen. Die beiden Chefs übertreffen mittlerweile meine Frau, die seit Jahren schon im Voraus weiß was ich denke.

Ich vertrete auch auch die Ansicht, dass man begabte Mitarbeiter machen lassen und ihnen Entfaltung bieten sollte. Wieviele Firmen gingen schon an der Klugscheisserei der Seniorchefs zu Grunde?
Keine Frage, alle unsere 26 Mitarbeiter, inklusive meiner Tochter Eva, die einen phänomenalen Blumenschmuck in die Vasen steckte, sie alle arbeiteten wie ein Schweizer Uhrwerk, und dies natürlich nicht nur an Silvester, sondern auch unterm Jahr. Nun ja, vielleicht gibt es doch zwei Störfaktoren, nämlich meine Frau und ich. Aber auch das ist wichtig, denn ganz ohne Reibung entsteht keine Wärme. Es zeigt manchmal, dass sich die Übersicht aus der Distanz, auf Flüchtigkeitsfehler und aufs Korrekturbedüftige auch hilfreich sein kann.

Menü:

Amuse Bouche
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Tarte von Roscoffzwiebeln
Rauchaal und natürlich gewachsene Gänseleber
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Krustentierbisque
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Marinierter Kaisergranat
mit ordentlich viel Ossieta Kaviar
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Gebratene Polenta in kleiner Artischocke und ihrem Fond
Périgord-Trüffel
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Brust und Keule von der Challans-Ente
Ingwer, Pak Choi
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Soufflés vom Vacherin Mont d’Or
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Kandishippe mit Buttermilchmousse
Clementinensalat
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Es gab natürlich noch einiges drumherum, einen Preis sage ich nicht, denn diesen versteht man erst wenn man das Gebotene erlebt hat. Soviel sei verraten, allein die Blumen in den Vasen beliefen sich auf einen Großhandelspreis von 700 Euro.

Um 22.30 verließ ich die Küche. Es lief so gut, dass ich nur ein Störfall gewesen wäre. Um 23 Uhr nahm ich entgegen meiner Gewohnheit, aber aus aktuellem Anlass, ein Schlaftablette. Ich schloss das Fenster, um den giftigen Schwefelqualm nicht herein zu lassen. Den Granaten-Kriegslärm aus dem Stuttgarter Kessel, der das Hinübergleiten ins Neue Jahr freikämpfte, den verschlief ich auf angenehmste Weise.

Kaisergranat