Vincents Tagebuch

Macht

von | 16. Dezember 2019 | Allgemein

Luciano De Crescenzo “Also sprach Bellavista”
… Ich kann den Tischler verstehen, der Holz in ein Möbelstück verwandelt hat, oder den Künstler, der die Augen zukneift, um sein Werk besser betrachten zu können, aber welch Befriedigung ein Angestellter haben soll, der davon träumt Chef zu werden, das verstehe ich nicht. Ebenso wenig wie ich den Abgeordneten, der Minister werden will, oder den Vizedirektor, der Direktor werden will, verstehe. Ich verstehe den Menschen nicht, der Macht anstrebt, und zwar nicht wegen dem, was Macht geben kann, sondern wegen dem was Macht darstellt. Verachtung der Macht ist die Grundlage der ganze epikureischen Philosophie. Die Macht ist die eitle Freude in Reinkultur. Erinnert euch, dass „eitel“ alle jene nicht natürlichen und nicht notwendigen Freuden sind, und Stadtrat oder Führungskraft zu sein oder ein Stück Stein am Finger zu tragen, das ein Vermögen kostet, nur weil es Diamant heißt, all das sind Dinge, die ein gesunder Mensch, auch wenn man sie ihm gratis anbieten würde, aus Achtung vor seiner eigenen Person immer ablehnen müsste.
Luciano De Crescenzo - Also sprach Bellavista