“Die englische Küche”
Von Georg Christoph Lichtenberg, London, 19. April 1770
Unter den Englandreisenden sind es nur die wahren Gastrosophen, die Lieblinge aus der Herde Epikurs, die erkannt haben, dass es in England Nationalgerichte gibt, um die alle Welt die englische Küche beneiden kann. Nur wahren Feinschmecker wissen, dass sich England — zumindest in der guten alten Zeit des “Kolonial-Imperialismus” – nicht nur die besten Sänger und Tänzer leisten konnte, sondern auch die besten Köche. “Ich wage zu behaupten”, sagte schon vor hundert Jahren keine geringere Autorität als der große französische Koch Louis Eustache Ude, “dass die Kochkunst in England, wenn man nur ihre besten Leistungen betrachtet, der Kochkunst aller anderen Länder überlegen ist.”
Der Engländer speist simpel, sagt man, das ist wahr. Man findet wenige zusammengesetzte Gerichte, aber der einfachen Dinge sind bei ihnen eine solche Menge, dass es Torheit sein würde, zusammenzusetzen.
1770 wurde Lichtenberg Professor für Physik, Mathematik und Astronomie an der Universität Göttingen, doch erst ab 1776 hielt er regelmäßig Vorlesungen.
Berühmt wurde er durch sein Aphorismen, die heute noch Gültigkeit haben.
So strahlend groß sein Geist, so klein und buckelig zeigte sich seine Gestalt. Er galt in Göttingen etwas als „Herr Seltsam“, hatte aber eine große Ausstrahlung auf Frauen. Da ist der Neid nicht weit.
1782 trat Margarethe Elisabeth Kellner (1768–1848)[4] als Haushälterin in seinen Dienst. Mit ihr begann er 1783, immer am Rande des Skandals, ein eheähnliches Verhältnis, das 1789 legalisiert wurde, um ihr und den gemeinsamen Kindern das Erbe zu sichern. 1799 hinterließ er seine Ehefrau und acht Kinder, und liegt seither auf dem Bartholomäusfriedhof in Göttingen.
PS. Französische Köche zeichneten sich für die gehobene Englische Küche aus. Das hat sich in den letzten 20 Jahren sehr geändert. Es tut sich was auf der Insel, nicht im Parlament aber n den Pubs und Gasthäusern.