Vincents Tagebuch

Glyphosat

von | 29. November 2017 | Tagebuch

Den Deutschen Bauernverband habe ich vor Jahren mal eine kriminelle Vereinigung genannt. Das blieb ungeahndet, und ich denke, dass wasserdichte Gegenargumente nicht aufzutreiben waren. 
Es ist zu vermuten, dass dieser Verband, schwer befeuert von der Agrarindustrie den CSU-Dimpfel und Agrarminister Christian Schmidt weichgedüngt haben, damit er in tiefster Gangart, sozusagen unter der Grasnarbe der Bundesregierung, sich in Brüssel anbiedern konnte. 
Es gibt im Grunde nur zweierlei Demokratien: Die eine ist ineffizient, und die andere effizient. Ineffiziente Staaten benötigen hohe Steuern und umgekehrt effiziente, wie beispielsweise die Schweiz, kommen mit wenig Steuern aus. Den Lackmustest der Ineffizienz, vielleicht sogar nahe an der geistigen Korruption, lieferte nun die CSU-Hofschranze Christian Schmidt. 
Ich zitiere die Bürgerbewegung Campact, die immerhin 1,9 Millionen Fürsprecher hat:
Für die Neuzulassung von Glyphosat steuerte Agrarminister Christian Schmidt (CSU) gestern in Brüssel die entscheidende Ja-Stimme bei. Per Rechtsbruch: Deutschland hätte sich im Kreis der EU-Mitgliedsstaaten enthalten müssen. Denn noch regiert die SPD mit – und hatte ihr Veto gegen das Ackergift eingelegt. Doch Schmidt wies seinen Brüsseler Vertreter heimlich an, für Monsantos Bestseller zu stimmen.
Lassen Sie uns jetzt gemeinsam dafür sorgen, dass Schmidts hinterlistiges Manöver Konsequenzen hat: Kanzlerin Angela Merkel muss den Monsanto-Minister sofort entlassen. Und die SPD darf diesen Affront nicht hinnehmen: Sollte sie wieder eine Koalition mit der Union eingehen, muss sie einen Glyphosat-Ausstieg auf nationaler Ebene zur Bedingung machen – wie Präsident Emmanuel Macron ihn gestern für Frankreich verkündet hat

Wenn die beiden größten EU-Staaten aussteigen, hätte Monsanto durch Schmidts dreiste EU-Aktion wenig gewonnen. 
Übermorgen ist die beste Gelegenheit, die GroKo-Spitze zu erwischen: Dann empfängt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Union und SPD das erste Mal, um über eine Regierungsbildung zu sprechen. Wir wollen dafür sorgen, dass als erstes Thema Glyphosat zur Sprache kommt. Neben dem gepflegten Rasen des Schloss Bellevue platzieren wir eine riesige, unübersehbare Glyphosat-Giftflasche. Daran eine Zahl in großen Ziffern: 250.000. 
Wir hoffen, dass bis dahin mindestens so viele Menschen unseren Eil-Appell unterzeichnet haben
Generell ist Fortschritt eine gute Sache, wenn er aber nur der Gewinnmaximierung und der Verstümmelung unsere Nahrung dient, ist er ein Verbrechen an der Menschheit. VK