Venedig Sonntag bis Donnerstag
Mein neues Buch wird von der Küche Venetiens handeln, von der Kultur, insbesondere der Serenissima, der Stadt im Wasser, die seit Jahrhunderten untergehen will. Etwas abseits der Ameisen-Highway dünnen sich die Touristen aus und es lebt, auch durch viele Studenten, eine quirlige Einwohnerschaft.
Meine Devise lautet ja: Niemals vereisen im Juni, Juli und im August. Letzte Woche musste es aber sein. , Der Fotograf Gerald von Foris, ein wirklicher Crack, trieb mich für ein Buchtitelfoto (http://www.geraldvonforis.de), dermaßen durch die Gassen und zu den Ufern, dass ich am Schluss der knüppelharten Arbeit sogar flüchtend übers Wasser laufen konnte.
Auf dem Foto sieht man einen dicker Kerl, neben einem Kurzhosen-Prachtsexemplar im gepflegten Polohemd. Der Dicke bin ich, der andere schöne Mann ist Beppe. Wir beide sind Köche. Beppe machte vor zwanzig Jahren nach Venedig rüber, um den bajuwarischen Knödel zu entkommen. Das ist ihm wahrlich gelungen. Italienisch kann er nicht, aber Venezianisch in Überschallgeschwndigkeit. Kurzum, der Mann gehört zum Ortsbild und kennt sich aus, insbesondere, wenn es um Essen geht.
Beppe erklärte mir den Rialto Mercato, den Fischmarkt und die Bio-Gemüse der Insel San Erasmo. Dann lernte ich den Segen einer Ombra mit einer handgeschnittener Mortadella kennen, die nicht in einer Fabrik zusammengetackert wurde.
Als Ombra könnte man, ähnlich dem schwäbischen Vesper, ein Vormittags-Zwischenhoch nennen. In erster Linie geht es um ein kleines Gläschen Wein. Normalerweise macht mich so etwas müde, dies aber nicht in Venedig. Meine Recherchen zu der Stadt und der Terraferma, dem Umland, sind nun abgeschlossen. Es wird bis Weihnachten nicht mehr verreist, denn der Lockdown ist beendet, der Laden brummt und ich habe gerne ein Auge darüber.
Für einen Seniorchef gibt es nichts Schöneres als den fleißigen Mitarbeitern zuzuschauen.