von Vincent Klink | 9. Dezember 2020
Für 4 Personen
1 l Milch
7 Eier
4 Eigelb
200 g Zucker
350 g Hefezopf
2-3 Äpfel; Geviertelt und in Zuckerwasser gedünstet
3 EL Haselnüsse
2 TL Zimt
2 EL Butter
2 Vanilleschoten
etwas Puderzucker
Zubereitung
Haselnüsse grob hacken und mit 20 g Zucker in einer Pfanne karamellisieren lassen. Aus der Pfanne nehmen, auf einem Backbrett auskühlen lassen und nochmals hacken.
Den Ofenschlupfer bei 180 Grad ca. 45 Minuten im Ofen backen.
Die Äpfel schälen, entkernen und in Spalten schneiden. Die Eier mit der Milch verrühren, Zimt, eine ausgekratzte Vanilleschote und 100 g Zucker untermischen. Hefezopf in dünne Scheiben schneiden und fächerförmig mit den Äpfeln in eine gebutterte Auflaufform schichten. Das Ganze mit dem Ei-Milch-Mix übergießen.
Alles kommt nun in den auf 200 Grad vorgeheizten Ofen und nach 45 Minuten ist alles fertig. Eine Warnung noch: Trotz aller Werktreue, wenn der Ofenschlupfer verfrüht braun werden sollten, dann wird er mit Aluminiumfolie abgedeckt. Sollte er gar so schwarz sein, dass man ihn im Ofen kaum mehr findet, dann nicht weiterbacken um die korrekte Garzeit des Rezepts einzuhalten. Nein, den Schlupfer mit viel Puderzucker tarnen und an Unbedarfte verfüttern.
von Vincent Klink | 9. Dezember 2020 | Tagebuch
Agathe führte als Haushälterin das Zepter im Haus meines Opas. Im Ries bei Nördlingen, genauer, in Zipplingen war Ihre Heimat. Ihr Bruder Josef betrieb Landwirtschaft und und hielt die Esse in der Schmiede unter Feuer.
Eine alte, fette Bauerngegend. Bei den Oettles kauften wir auch unsere Gans für Weihnachten. Von dort kommen gestandene Leute wie Agathe, die Säule unseres Clans. Sie trat mit sechzehn Jahren in die Dienste meines Opas, eines Altphilologen und Privatgelehrten. Sie schied nach sechzig Jahren aus, eben dann als der Opa starb, und übernahm dann noch einige Jahre einen Pfarrhaushalt in Abtgmünd im Schwäbischen. Was ich heute bin, das verdanke ich auch ihr. Sie konnte wirklich kochen, imkern, Fensterläden streichen, Autos reparieren, den oft unerträglichen Opa in die Schranken weisen und mir immer dann einen neuen Pfeil & Bogen fertig machen, wenn ich den alten mal wieder zerbrochen hatte.
Ihr Essen war phänomenal, vieles kam aus dem Garten. Für die Winterzeit war jede Menge Ost eingeweckt, Karotten und sonstiges Wurzelgemüse im Keller in Sand vergraben, die Regale lagen voll mit Äpfeln. In ihrem Haushalt merkte man sofort, auch ohne indische Urschreitherapie, Encounter oder Selbstfindungsbooklets, welches die wichtigen Dinge im Leben sind.
Mit sechs Jahren schon und erst recht später als ich auf die Grundschule ging, erschnüffelte ich gegen Mittag, wie aus der Küche meiner Rock’n Roll-Mutti roch. Von wegen Essen wie bei Muttern, vergiss es. Oft lag der Geruch von Libbys Dosenravioli im Hausflur wie eine eingestürzte Betondecke. Da drehte ich stante pede auf dem Hacken um und quälte mich dann doch lieber den steilen Zeppelinweg hoch, um die Töpfe von Agathe in Anspruch zu nehmen. Fleisch gab es selten und in der Vorweihnachtszeit zierte jeden zweiten Tag ein süßes Hauptgericht auf dem Tisch. Milchsuppe mit Nudeln, eingerührtem Honig und etwas Zimt drauf, Pfitzauf, eine kross gebackene Teigkugel, gab es fast jede Woche, und immer wieder das Wunder des Ofenschlupfers.
Das Rezept finden sie unter Rezepte Rezepte/ Süss