wie will man Rennfahrer werden, wenn man nicht weiß, was ein Lenkrad ist. Überträgt man diesen Gedanken auf die Gastronomie, dann sind in den Gasthäusern unglaubliche Geisterfahrer unterwegs.
Das Wochenende habe ich im wunderschönen Gebiet rund um die Zugspitze verbracht und muss sagen, es gab fast nichts zu beißen. Das lag wohl auch daran, dass die Saison vorbei war. Mit guter Gastronomie hapert es dort aber das ganze Jahr über. Der Billigtourismus hat meinen Berufsstand plattgetrampelt. Gebe es den Rettungsanker Pommes nicht, wäre großteiles die Gastronomie in Deutschland völlig hinüber.
Ganz klar, gute Gastronomie kann nicht billig sein. Es gibt aber viele Leute die wenig Geld haben, aber trotzdem diese schöne Gegend bereisen möchten. Keine Küche ist interessanter als die Cucina Povera, wie man in Italien die Armenküche nennt. Ein Fleischküchle, Fleischpflanzerl oder die Bulette kann eine billige Köstlichkeit sein, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt. Guter Kartoffelsalat ist erlernbar. Ein gute Tomatensugo kein Hexenwerk und Spaghetti müssen nicht matschig sein. Es gibt unzählige billige Gerichte und seien es Semmelknödel mit brauner Butter und braunen Zwiebeln.
Der Tourist will allerdings oft etwas ganz besonderes, und trotzdem soll es billig sein. So aß ich vorgestern ein Ossobuco. Dies ist ein Nationalgericht aus Oberitalien. Eine Kalbshaxe, die bevorzugt mit Risotto serviert wird, aber auch Nudeln sind passend. Mir wurde etwas serviert, das letztlich aussah wie die Ausgrabung eines Kuhfladens. Offensichtlich hatte der Koch nicht die geringste Ahnung, wie so ein Gedicht aussehen könnte. Hätte er wenigstens sich die Mühe gemacht, im Internet ein Bildchen anzugucken, wäre vielleicht schon viel gewonnen gewesen. Dann wäre es vielleicht nicht zu einem solchen Küchenunfall kommen.
Weichweizen Nudeln obenauf, sehr weich, ich wusste gar nicht mehr, dass es DDR-Style-Nudeln noch gibt. Allenthalben hat man heute Harteizennudeln. Nudelmampf dienten als Fundament des Italienischen Gerichts. Gefüllter Suppenteller zur Hälfte. Darüber lagerte ein Mischmasch, von Paprika, Tomatenmark, und Zucchiniwürfel. Der Batz erinnerte an kleingeschnittenes, oft aufgewärmtes Ratatouille mit einigen kaum erkennbaren Fleischfitzeln. Das Ganze war essbar, sah aber aus wie ein Scheißhaufen und schmeckt nicht besonders gut. Das Ganze nannte sich Pasta mit Ossobuco.
Das Restaurant war nahezu leer, und das hatte Gründe. Ich denke, die Gastronomie hat im Moment auch eine Zeitenwende. Es gibt Gäste, die fressen alles solange es billig ist, aber es gibt auch diejenigen, die genau wissen, was gut und was schlecht ist. Insofern geht das Gaststättensterben weiter und das ist gut so. Umsomehr sind Gaststätten, die gut kochen brechend voll. Es gibt also keinen Grund zu verzweifeln. Mit Eva bin ich dran, unsere Restaurant Empfehlungsliste zu vervollkommnen. Das dauert noch ein bisschen, denn es ist viel Arbeit und es gibt mehr gute Gaststätten als man glaubt, aber man muss sie finden.
Ich habe mich in meiner Garmischer Restauranthölle nicht beschwert, denn ich habe es vor Jahren schon aufgegeben Dumme zu belehren. Ich habe in Gaststätten auch noch nie reklamiert, denn bestenfalls bin ich dann ein neidischer Kollege.
- Ossobuco, zu Deutsch: Knochen mit Loch. Darin ist das kösltiche Mark.
- Heute Mittwoch, Personalessen. Meine Leibspeise. Schauen Sie sich die Spaghetti an, sie hocken nicht zusammen und sind trotzdem nicht hart, nicht weich. Billig und einfach, meist aber desinteressiert und schlampig geocht.



