Das Schöne an der Ölmalerei ist, das man eigentlich nie fertig ist. Ich nehme ein schnelltrocknendes Malmittel. Zu sehen ist erst die Untermalung. Morgen geht es damit weiter.
Diese Pässe hinauf mit einem VW-Bus, mein Riesenblödsinn dieser Saison! Vor lauter Spitzkehrenkurbelei habe ich nun Muskelkater in den Armen.
Vom Schweizer Münstertal, also von Müstair (nicht weit vom Reschenpass) führen über Santa Maria gefühlte tausend Spitzkehren zum Umbrailpass, Die Straße ist kaum breiter als ein Feldweg. Oben dann ist es nicht mehr weit zum Stilfser Joch. Ich muss noch ein bisschen weiterkurbeln und wollte dann auf der Passhöhe des Stilfser Jochs rast. Keine Chance, kein Stehplatz frei. Nicht gefühlt, sondern wirklich gut geschätzt parken 500 Motorräder und jede Menge Rennradfahrer. Im Schritttempo schiebe ich den Bus durch das Gezappel. Überhaupt die Radler, und da ziehe ich meinen Hut. Ungefähr zwanzig Kilometer steil bergauf, ich kann mir das kaum vorstellen. Als ich mich dann die Spitzkehren nach Italien hinunter arbeite sind am Wegesrand einige verzweifelte Rennradler. Immer wieder muss ich halten, weil ein Auto sich in einer Kehre verklemmt hat. Ich sehe dann einen Radhelden, der am Wegesrand hockt und hemmungslos Rotz und Wasser heult. Eine junge Motorradfahrerin fuhr in der Kurve zu langsam und ist umgefallen. Auch sie hockt am Wegesrand und die Kumpels reden auf sie ein. Sie will wohl nicht mehr vorwärts und nicht mehr rückwärts.
Ich fahre dann aber nicht nach Bormio, will nicht noch weiter weg von daheim. Die Straße führt durch Stilfs und dann den Vintschgau hoch nach Mals. Die Sankt Benedikt Kirche in Mals ist ein wichtiges Kulturdenkmal. Daran fahren täglich Tausende vorbei. Will man sich die Fresken dort anschauen sollte man vorher im Handy gucken wann offen ist. Kaum zu glauben, Montags von 14.00 bis 14.30. Die übrigen Tage noch weniger. Da greife ich mir an den Kopf. Oder ist es der Tiroler Fremdenhass?
Die Fresken in St. Benedikt bedecken die ganze Altarwand. In den Nischen sind zwei Stifterbilder: in Priester mit dem Modell einer Kirche, und ein Adeliger mit Schwert in der Hand. Andere Fresken zeigen unter anderem Szenen aus dem Leben Papst Gregors des Großen und des Geschichtsschreibers Paulus. Die Fresken sind aus der Zeit Karls des Großen, die Kirche ist sogar etwas älter ungefähr aus dem Jahr 740 n. Chr. Obwohl ich vor verschlossener Türe stehe könnte ich noch mehr darüber erzählen. Vor wenigen Jahren war ich mit Frau Elisabeth hier und wir konnten einer Führung beiwohnen.
Wenig später komme ich an dem gewaltigen Kloster Marienberg vorbei, dort kann man übrigens preiswert übernachten. Kurz danach die Ortschaft Burgeis und dann über den Reschenpass, am dem See vorbei in dem ein Kirchturm steht. Ständig führt die Straße nun bergab nach Landeck und ich kratze die Kurve zum Arlberg und nicht nach Seefeld und Garmisch. Irgendwo will ich übernachten. Von der Fahrerei habe ich nun ziemlich die Nase voll. Egal in welchem Hotel ich anrufe, es ist Hochsaison und da hätte der ansonsten nachdenkliche Vincent zuhause bleiben sollen. Alles besetzt. Ja, Eltern mit Kindern haben Vorrang. Unabhängige wie ich sollten dann Platz machen und zuhause bleiben. Zur Strafe finde ich kein Zimmer und in dem mittlerweile wieder glühenden VW-Bus werde ich keine Übernachtung aushalten. Ich halluziniere vom Schwimmen in einem See. Unbedingt muss ich den Bodensee erreichen. Das Hotel Bad Schachen hat das schönste Strandbad das ich kenne. Ich bin ganz euphorisiert und auf einem Parkplatz rufe ich an. Die Absage kam mir wie ein Absturz vor. Schnauze voll, ich fahre heim und wenn mich die Kräfte verlassen, kann ich mich hinten im Bus auf das Sofa werfen. Eigentlich kann man bei dem Gefährt das Dach hochklappen und oben ist dann ein Bett mit hundertvierzig breite und zwei Meter länge. Sehr komfortabel. Das machen Sie mal in meinem Alter, dort hochklettern und in der Nacht dreimal wieder hinunter hangeln und dann wieder hochstöhnen. Bis sich sich da mein Puls jedesmal wieder beruhigt kann ich gleich wieder nach unten turnen. Das Auto ist aber keine Fehlinvestition, denn mit der Liege hinten kann ich meinem gewohnten Mittagschlaf nachkommen. Vor lauter Serpentinen fiel die Erholung flach. Es war mit meinen Eltern schon so, wenn man zum Camping an die Adria fuhr. Welch ein Masochismus. Überhaupt habe ich eine verdammt Unruhe, das liegt irgendwie in der Familie. Es ist erst der zweite Tag und ich habe so viel erlebt, dass es tatsächlich Zeit wird den Jahresurlaub abzubrechen und nach Hause zu düsen. Das wird gemacht und an der Raststation Hohenems ein doppelter Espresso eingepfiffen. Bei Tageslicht kann ich zuhause Eva umarmen, zwei kühle Bier trinken und ins Bett krachen und mich endlich erholen.