In Ludwigsburg gibt es viel zu entdecken. Eine aristokratische Residenzstadt, damals und heute immer noch erhaben. Das Schloss kennt jeder, aber der alte Friedhof hat es mir angetan. Bei warmem Wetter dort eine Flasche Wein trinken ist der formidabelste Urlaub. Eva und ich, wir hatten keinen Wein dabei, weil wir im Restaurant Cantz-Post reserviert hatten. Ich war schon öfters dort und es kam immer große Freude auf.
In meinem auf Weihnachten erscheinenden Buch “Mein Schwaben” geht es um Kulturexkursionen, aber jede Ausfahrt muss in einem Gasthaus enden. Mittlerweile habe ich eine ganz schöne Sammlung an gestandenen Wirtschaften gesammelt. Da ist alles dabei von Spätzle mit Würschtle und Linsen für vier Euro. Ob ich die Wirtschaft verrate weiß ich noch nicht. Die 86-jährige Köchin verabschiedete mich beim ersten mal: “Ihr dürfat wiederkomma!”
Sternerestaurant schenke ich mir, die werden ja gebetsmühlenhaft besungen und haben trotzdem zu wenig Gäste. Komisch, die von mir erforschten Kneipen sind alle rappelvoll. Das hat es noch nie gegeben, dass man in einer “Baurawirtschaft” eine Tisch bestellen muss.
Was ich bei meiner “Tour d’Horizon”, gelernt habe und vorher nicht wusste, dass in schwäbischen Wirtschaften zum panierten Schnitzel immer braune Soß dazu geschüttet wird. In den Ländern, Österreich und Italien, die das panierte Schnitzel erfunden haben, würde das Entsetzen auslösen. Ich aber habe mich daran gewöhnt. In der Ludwigsburger “Cantz-Post”, Spargel mit Wiener Schnitzel und das ohne Soß, sondern mit brauner Butter und Hollandaise.
Sollte ein Stuttgarter Honoratior in eine Ostalbkenipe geraten, dem würde der Angstschweiß ausbrechen, Veganer tot umfallen. Irgendwie muss ich meine Kneipen schubladieren. Die Sorte “Cantz-Post” vieleicht mit einem Bischofsstab einteilen. Die Wirtschaft in der ich eine echte Tellersulz von Schweinsbacken, Ohren und Schnauze verschmauste, da signiere ich vielleicht mit einem Schweinskopf. Als ich die Tellersulz lobte meinte die Wirtin, “ha jo, des isch von ooserer oigena Sau.” Die Oma mit ihren drei sehr erwachsenen Töchtern fuhr fort: “Woisch dia schlachta mir selber, mir vier Weiber send Manns gnuag!”