Vincents Tagebuch

Fastnacht

von | 13. Februar 2024 | Allgemein

Die Nacht vor dem Fasten. Das werde ich tun, dies aber nicht zu Gottes Lob, und auch nicht weil alle anderen fasten. Nein, nein, dann wäre ich ja ein Herdentier und der Herde will ich nicht folgen. Läuft man der Herde hinterher, dann schaut man nur auf Hintern. Ganz klar, es gibt schönere Panoramen, selbst in geschlossen Räumen, überhaupt wenn ich die Panoramaplatte im nahegelegnen Giechenrestaurant vor mir habe.

Ich bin viel zu sehr Egoist, dass ich das Fasten jemandem anderen gönne. Ich tue es für mich, und damit mich meine Ärzte nicht mehr wegen meines Ranzens piesacken. Zugegeben, ich sehe aus als hätte ich den Airbag erfunden. Es gibt viel zu tun. Den gestrigen Tag mäandere ich vom Hausarzt Gerhard, rief dann das Katharinenhospital an, die Tour d`Horizon ginge weiter, ich wurde zum Hausarzt verwiesen, der schickte mich auf die Reise zur Nervenärztin am Marienplatz. Alle waren unsicher, die Unterlippenlähmung könnte ein Schlaganfall sein.
Schlaganfall, das ist ein schlimme Sache, die einen ins Jenseits werfen kann, oder zumindest in den Rollstuhl, oder dass man sein Leben als Stammler fristen muss. Kurzum, eine brandgefährliche Angelegenheit, die im Schwäbischen gerne niedlich dahingemurmelt wird: “Dr Vadder hot a Schlägle kriegt”! ganz dicht sind Schwaben bestimmt nicht, die alles in den Diminutiv zwangsverheiraten. Beim Hirnschlag hört der Spaß auf und ich gebe zu, dass ich keine Angst vor dem sterben habe, aber am Leben bleiben möchte ich trotzdem. Oder anders, Sterben will ich schon, aber alt werden ist wichtiger.
Meine Pilgerfahrt um mir selbst endete im Medizinradar am Rotebühlplatz, im “Plaza-Haus”. Dort wurde ich in die MRT-Röhre geschoben, es knackte, rasselte, brummte, schrammte, surrte, Knaller explodierten, ein Gejaule und Donnergrollen. In der Röhre ging es zu wie im Tollhaus. Ich war aber dermaßen erschöpft, dass ich sofort einschlief. “Du bist jetzt in dieser Strahlröhre eingesperrt und kannst nicht wursteln, herumkramen, oder sonst etwas wuseln. Du musst jetzt stillhalten, größere Mächte haben den Daumen auf dir!”. Wehrlosigkeit ist mir seltenes Ereignis. Ich genoß es und fiel in Tiefschlaf. Nach der Erweckung wackelte ich zum diensthabenden Doktor um mir mein Todesurteil abzuholen.
Nichts dergleichen. “Herr Klink alles ist okay, alle Blutbahnen frei, fließender Verkehr, keine Staus, “koi Schlägle. Ihre Lippenlähmung mit der Sie sich als Flötist gestern in Kornwestheim abgeplagt haben ist harmloser Natur und geht wieder weg. Ihren Stirnhöhlenkathar sollten sie aber auch angehen, kaufen sie sich eine Nasendusche.
Wie auch immer, heute ist Faschungsdienstag, und ich gehe Duschen.

Meine zwei Tauben, von mir schneckenfett gefüttert ereilt sicher bald "a Schlägle"