Es war im Frühsommer, ich befand mich auf einer Expedition zu den Wurzeln des Protestantismus, zum Wirkungskreis Martin Luthers, und legte in Coburg Rast ein.
Es empfahl sich das erste Haus am Platze, das „Goldene Kreuz“. Ganz klar, eine Coburger Wurst muss sein. Ich hatte einfach Pech, der Koch sicher sehr umsichtig mit Lebensmitteln, wollte die Wurst nicht wegwerfen, die seit Stunden am Rande des Herds vor sich hin gedämmert hatte. Da kam ich zur Resteverwertung gerade zur rechten Zeit. Die berühmte Coburger Bratwurst erinnerte an einen verschrumpelten Haselnussstecken, ungefähr von der Konsistenz, was ich bei Karl May über Pemmikan, dem indianischen Trockenfleisch nachlesen konnte. Ich reklamiere nie und habe also das meiste brav hinunter gewürgt und mich nicht weiters aufgeregt, denn das lohnt sich selten. Habe dann noch ein zweites Bier mir genehmigt, dann bezahlt und bin um die Ecke zum Marktplatz gewackelt. Dort setzte ich mich auf eine sonnengewärmte Bank und keine zwanzig Meter vor mir parkte eine Karre in der Bratwürste gegrillt wurden. Sozusagen in höheren Forschungsauftrag kaufte ich mir dort eine Wurst und die war so ziemlich das beste, was ich je an Wurst gegessen habe. Großes Kompliment an die Coburger Wurst und Gnade dem Koch, der für stoisch orientierte Zeitgenossen wie mich, umsatzorientiert nichts falsch gemacht hatte. Arrivederci Coburg, also dann bis zum nächsten Versuch.