Vincents Tagebuch

Die Vier Jahrezeiten

von | 26. August 2023 | Allgemein

Jede Saison bietet auf ihre Art nicht nur Abwechslung, sondern bei wachen Sinnen, immer unterschiedliches Glück.

Darf man in Deutschland aber überhaupt noch von Glück reden? Wann darf, aber das interessiert keinen. Du ab Will man beispielsweise einen Fotowettbewerb gewinnen, geht es kaum ohne die Visualisierung von Elend und Desaster, Kinoblockbuster kommen ohne Horror selten in die Charts, Bücher verkaufen sich gut, wenn sie sich mit dem Elend und den Millionentoten des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen. Oder die Poetin und der Dichter beackern die desolate Moral, oder Seelenabstürze der Lesefähigen, oder den Burnout  krisengeschüttelnder Midlifejahrgänge. All das läßt fast vergessen, das die deutsche Volkskrankheit (wissenschafltlich zementiert) die Koronarerkrankungen, Puls, Herz-Kreis-Blutdruck auf dem Tapet haben. Nach dem Krieg verhalfen uns die Amerikaner wieder zum aufrechten Gang. Wir haben dankbar Bubble-Gum-Ballons geblasen, dann kam Coca Cola, das T-Shirt, die Sneakers und die Baseballkappe, die leider jede Stirn erniedrigt.

Und jetzt auch noch das: Die Abwehr der amerikanische Volkskrankheit ist bis heute die Hotline zum Therapeuten und Seelenklempner. Ohne säuselne Ohrenbläser kann die amerikanische Upperclass keine Charityveranstaltung überstehen. Das “Spinnig Wheel” der Gefühlsduselei scheint nun immer mehr auch in Deutschland die Latten aus dem Zaun der Vernunft herauszubrechen. Vielleicht haben wir insgesamt zuviel Freizeit, und dadurch zuviel Grübelei, Selbstzweifel und Mutlosigkeit im Gepäck?

So jetzt kommts: Ich freue mich unglaublich, dass nun die ersten Äpfel geerntet werden. Übrigens, Äpfel essen wir meistens roh, das war meinen Großeltern nahezu unbekannt. Im Kühlschrank wartete stets Apfelkompott mit einer Vanilleschote drin. Vielleicht brauchten sie, trotz unglaublicher Maloche, deshalb niemals einen Seelenklempner?
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Ich muss mal meine schwäbischen Dichterfreunde in Stellung bringen:
Ludwig Uhland

Bei einem Wirte wundermild
Da war ich jüngst zu Gaste.
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste. 

Es war der gute Apfelbaum
Bei dem ich eingekehret
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret. 

Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das Beste.
Ich fand ein Bett in süßer Ruh 

Auf weichen, grünen Matten
Der Wirt er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten. 

Nun fragt ich nach der Schuldigkeit.
Da schüttelt er den Wipfel
Gesegnet sei er allezeit
von der Wurzel bis zum Gipfel. 

Johann Ludwig „Louis“ Uhland (* 26. April 1787 in Tübingen; † 13. November 1862 auch in Tübingen. Deutscher Dichter, Literaturprofesso, Jurist und Abgeordneter.
Ein frommer, adelige Abgeordneter empfahl  jede Sitzung der Ständekammer mit einem Gebet zu eröffenen. Uhland richtete sich hoch auf und verkündet: “Ich meine, dass es Gott genehmer sein werde, wenn wir in unserem Kämmerlein statt in der Kammer beten.”

Komponisten wie Johannes Brahms, Conradin Kreutzer, Franz Liszt, Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Schubert, Robert Schumann, Richard Strauss vertonten seine Gedichte.

„Papa, mir ist fad“. „Iß en‘Apfel!“ Papa, i bin so traurig.“ „Iß en“Apfel!“ Papa, d‘Elfriede hat mit mir Schluss g‘macht. „Iß en‘Apfel!“