Vincents Tagebuch

Helgoländer Hummer

von | 22. Mai 2022 | Allgemein

Er war fast ausgestorben als nach dem Krieg die Engländer den Felsbrocken Helgoland vor der Haustüre ihres so “großen Britanniens” auseinandersprengen wollten, Am 18. April 1947, zündeten die Engländer fast 7000 Tonnen Sprengstoff. Die Rauch- und Aschesäule, war hunderte Meter hoch und verseuchte das Gebiet. Es war die größte nichtatomare Explosion bis heute. Ganz klar, dass auch die Meeresbewohner dezimiert wurden.

Bis 1939 holten die Fischer pro Saison noch ca. 80.000 Tiere aus dem Gewässer und mehr als 100 Fischer konnten davon leben.Mittlerweile hat eine Initiative den Helgoländer Hummer wieder aufgepäppelt. Er gilt geschmacklich dem Bretonischen überlegen und ich kann das bestätigen.

Forscher der Biologischen Anstalt Helgoland des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) verweisen darauf, dass die Tiere vor Helgoland eine genetisch eigene Population seien.
Der Helgoländer Hummer kann nur überleben, wenn sich verantwortungsvolle Fischer darum kümmern. Wenn ich recht gezählt habe, sind nur noch zwei Capitanos am Start.
Für ein 1,5-Kg Tier zahlt der Laie ca, 200 Euro. Die wenigen Fischer können trotzdem kaum davon leben und haben alle noch eine Zusatzbeschäftigung.
Eigentlich ist Hummerkochen nicht mein Ding und der sogenannte Maine-Hummer aus den USA kommt mir schon seit langem nicht uns Haus.
Der Helgoländer ist aber wirklich eine kulinarische Rarität und muss geschützt und verantwortungsvoll angeboten werden. Ganz schlimm, geradezu grauenhaft, das Rockland Hummerfestival in Maine, nördlich von Portland. Man lese das Büchlein von David Foster Wallace, “Am Beispiel des Hummers”. Nach dieser Lektüre ist hummermäßig wirklich “ausgevespert”.

Ein klein wenig habe ich auch von unserem Hummer probiert, denn (berechtigt) teuere Ware darf der Koch nicht selbst aufessen. Selbst essen macht zwar fett, aber den Wirt bringt es ins Armenhaus.Die vier Hummer sind am Samstag verkauft worden. Sie waren alle um die zwei Kilo schwer und ungefähr 14 Portionen zu jeweils 60 Euro wurden als laufwarmer Salat dankbar verspeist.
Da heißt es, die Schwaben wären geizig: Hand drauf: das ist wirklich blödes Geschwätz. Pingelig wird der Schwabe, wenn die Qualität nicht stimmt. Hiermit fordere ich meine Kollegen auf, verkauft nichts unter Preis. Wichtig ist aber, dass man der Kundschaft erklärt wie sich Preise sich Preise. Billigen Gruscht mittels Augenwischerei teuer verscherbeln zu wollen, das funktioniert nur einmal.

In Venedig kann es das geben, wenn man als Blödsinns-Tourist herumwankt und jeder Kellner weiß, das er das Opfer maximal ausmosten muss.

Heute fahren “Lorenzo und Vincenzo – Canzone-Fratelli in Spirito” zum Allgäuer Literaturfestival nach Heimenkirchen (Leutkirch). Nun entdeckte ich, dass der Welthit “O Sole Mio” in Odessa komponiert wurde.

Nächste Woche, Sonntag 29.5. Stadthalle Tuttlingen, 17.00 Uhr
Montag 30.5. Schauspielhaus Stuttgart 19.30 Uhr