Gestern, am freien Tag kam mir in den Sinn, mir mal wieder einen russischen Dichter einzuverleiben. Ich kam auf die Idee, weil es in Deutschland unzählige Dumm- und Bösköpfe gibt, die Wladimir Wladimirowitsch Putin mit seinem Volk verwechseln. Also habe ich erst einmal mein Russen-Bücherregal sortiert und mir dann den Schriftsteller Iwan Bunin, ganz nebenbei ein Nobelpreisträger, gegriffen. Man hat mit russischer Literatur hochkarätigen Lesestoff für viele Leben.
Wo kann man soviel Hochmut hernehmen und die Russen runter zu machen. Natürlich gibt es dort Gewaltmenschen und jede Menge Verbrechen, und monströse Staatsverbrechen. Ich kapiere allerdings auch nicht wie es ein Volk aushält, seit der Zarenzeit ununterbrochen gequält zu werden. Das Gorbatschow-Zwischenhoch war nur sehr kurz.
Diesem Volk zu Ehren höre ich im Bett “Krieg und Frieden” von Leo Tolstoi. Auch Nikolai Gogol, Fjodor Dostojewski, Ivan Turgenjew, Kusmin, Maximowitsch, Ossip Mandelstam, alles meine Lieblinge, müssen unbedingt auch mal wieder gelesen werden. Mit der modernen russischen Literatur kenne ich mich nicht gut aus, das muss auch geändert werden. Befasst man sich mit der russischen Intelligenzija, dann könnte man ehrfürchtig werden. Die Musik von Rimsky-Korsakow, Tschaikowski, Schostakowitsch, Diaghilev, das Ballett, die Kunst, beispielsweise Kasimir Malewitsch. Auf diese Kulturleistung kann sich der Russe etwas einbilden und verdient es nicht missachtet zu werden. Dies schon gar nicht von den USA, die dem Volk die Ehre genauso nahmen wie den Orientalischen Staaten, die ebenfalls auf eine ungeheure Kultur zurückblicken können.
Man darf Völker nicht erniedrigen, sonst wird es gefährlich, man denke nur an den Versailler Vertrag 1918. Ein kleiner Vergleich noch: Deutschland, das Land der Dichter und Denker wurde von Psychopathen verführt und ums Haar vernichtet, und in Russland erwächst nun womöglich das gleiche.