Vincents Tagebuch

Gastronomie

von | 16. Mai 2020 | Allgemein

Die Gastronomie ist eine Einzelkämpferbranche, die pure Freiheit.

Um eine Gaststätte übernehmen zu können muss man einen Vormittag mit Belehrung verbringen. Auch wenn man gar kein Deutsch kann, gar nichts kapiert, egal, wichtig ist die Teilnahme. Der größte Arbeitgeber der Republik (1,1 Mio. Beschäftigte), ist aber nicht nur deshalb unter einen Hut zu bringen. Viele Wirte sind dermaßen mit Ihrer Selbstausbeutung beschäftigt, dass sie kaum Zeit zum Nachdenken haben. So wird aus Berlin dauernd von Hilfen geredet. Es stimmt, Hilfen gab’s und gibt es noch. Für Minibetriebe gab es 3000 €, für unseren Betrieb mit monatlichen Fixkosten von 90.000 Euro gab es einmal 30.000 Euro Soforthilfe. Ich empfinde das als großes Entgegenkommen. Die wirklich wichtige Hilfe, das sind jedoch Kredite der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau, drittgrößte Bank Deutschlands). Damit kein Neid aufkommt, man bekommt nichts geschenkt, sondern zahlt 3 %, also ziemlich übliche Zinsen. Das funktioniert aber nur, wenn die Bank den Damen hoch hält. Für frisch gegründete Betriebe, oder sehr viele Wirte, die wegen dem Geiz des Deutschen Genußverweigerers keine wirklich deckenden Preise nehmen konnten, gibt es nix.

Die einzige Rettung für die Zukunft der Branche und des Tourismus in Deutschland wäre eine 7% Mwst.-Regelung. Dies ganz besonders in den wunderschönen Reisegegenden Ostdeutschlands. Schließlich dürfen wir wegen des Klimawandels auf lange Schönwetterperioden hoffen. Die prekäre Ertragslage der bürgerlichen Gastronomie zwingt an allen Ecken und Enden zu sparen, an gesunden Lebensmitteln und am Personal. Die hohen gesetzlichen Auflagen und das obszön niedrige Lohnniveau treibt jeden Normalbegabten aus Küche und Service. Fremdenverkehr in Deutschland ist eine Steuermaschine, der man Knüppel zwischen die Beine wirft. Ich spreche jetzt auch nicht für die Sternegastronomie (ich kenne keinen der reich geworden wäre). Mit den Sternen prahlt jedes Provinzblatt bis hin zum Ministerpräsidenten. Von wirklichem Bedürfnis für ein friedliches Volk für Geselligkeit und dementsprechendem Tourismus wäre aber gesundes Essen, das nicht von von Niedriglohn-Malochern serviert wird. Warum fährt man gerne nach Frankreich, Spanien, oder Italien? Drei mal dürfen Sie raten.

P.S. Zugegeben ich bin gerade etwas echhauffiert, habe vor einer Stunde auf Youtube Sahra Wagenknecht geschaut. Titel des Videos “Wohin fließt unser Geld?” Da haut’s einem das Blech weg, wie man auf schwäbisch sagt. Bewunderung für Sahra Wagenknecht hege ich seit langem.