Vincents Tagebuch

Nichts ist so beständig wie der Wechsel.

von | 20. März 2020 | Allgemein

Jeder Schließungstag kostet uns 6.000 Euro.
Solches Minus hält man eine Weile aus und so nutze ich die Zeit der Untätigkeit. Das Restaurant wird renoviert. In der Küche braucht es Handwerker. Den Garten mache ich mit meiner Frau alleine. Es wird auf alle Fälle nicht langweilig.

Es wäre ganz falsch nun in eine mentale Lähmung zu verfallen. Ich freue mich trotzdem jeden Tag und lasse mir die Freuden nicht nehmen. Was man nicht ändern kann trage man mit Fassung und verliere niemals die Zuversicht.
Mein Tag ist ausgefüllt mit Musiküben, ein Balsaholzflugzeug wird zusammengebastelt. Ich habe 50 Meter Ebene für’ Bogenschießen, die Bienen sind da, Ölmalerei, ein großer Alabasterstein und dementsprechenden Meißeln, das Motorrad muss geputzt werden, die Tochter wünscht sich, dass ich ihr einen neuen Käsewagen schreinere, Holz ist genügend da, das private Kochen mit der Frau klappt immer besser usw.
“Don’t worry, be happy”
Auch bin ich an einer Geschichte über die Schwäbische Alb, insbesondere das Biosphärengebiet des ehemaligen Münsinger Truppenübungplatzes. Und wenn mir gar nichts mehr einfällt bleiben meine unzähligen Bücher oder ich klappere mit dem Motorrad die Lieferanten ab und spreche ihnen Mut zu.

Heraklit von Ephesos wußte es bereits vor Zweieinhalbtausend Jahren
Er beschäftigte sich ohne Handy, SUV und TV mit der Kritik am oberflächlichen Leben, den heutigen Stumpfsinn, den es damals schon zu bekämpfen galt. Er sagte:

“Es ist immer ein und dasselbe was in uns wohnt, Lebendes wie Totes, Waches und Schlafendes und Junges und Altes. Aus der Verschmelzung der Gegensätze entsteht das Leben, aus dem Gegensatz zwischen Mann und Frau: das Kind. Das Leben besteht aus dem Kampf der Gegensätze, denn: Gott ist Tag und Nacht, Winter und Sommer, Krieg und Frieden, Sattheit und Hunger.”

Und sein wichtigster Satz:

“Nichts ist so beständig wie der Wechsel.”

Das heißt, egal wie beschissen gerade die Zeit, es wird eine andere Zeit kommen. Und wenn es richtig schlecht ist kann es auch noch schlechter kommen. Aber wenn man ganz unten ist kann es nur noch bergauf gehen. Darauf freue ich mich.