Vincents Tagebuch

Griechenland

von | 11. März 2020 | Allgemein

Die griechische Götterwelt, ist schon eine ziemlich große Family.
Meine Tochter wollte vor drei Wochen nach Griechenland. Sie hatte sich die ganze griechische Mythologie draufgeschafft. Da ich ein ziemlicher Fan der antiken Kultur bin entschloss ich mich ohne Skrupel zur Mitreise. Eine Woche meinen Gästen zu entfleuchen, das war noch nie. Übel genommen hat es mir im Nachhinein dann doch niemand. Danke!
Tochter Eva dirigierte mich durchs griechische Festland und die Peloponnes, meist auf einsamen Nebensträßchen. Drei Tage Athen, die Akropolis rauf und dann wider runter, dann waren die Knie schon so kaputt, dass ich nur aus Eitelkeit mir keinen Holzstock besorgte.
Danach wurde das Orakel Delphi angesteuert, dann die antike Sportstätte Olympia, Mykene, die Charité der Antike, den antiken Heilort Epidaurus und Korinth. Dazwischen andauernd und mit Lust, griechischer Salat, Gedärmespieß, Lamm von der glühenden Holzkohle oder Fetakäse, zittern in ungeheizten Hotels und das inmitten der freundlichsten und zufriedensten Menschen, die man bei uns im vollfetten Deutschland nur selten antrifft.

Was ich noch erforschen muss: Wie wirkt sich die Psyche auf die Verdauung aus? Wenn ich etwas nicht vertrage, dann ist das roher Paprika, dann ist es rohe Gurke, oder eine halbe rohe Zwiebel, im sogenannten griechischen Salat. Seltsam, keine Blähungen oder sonstiges Ranzenpfeifen. Oder liegt es an der Ware? Oder schlägt mir Stuttgart auf die wunden Gedärme? Wahrscheinlich ist es aber so: erstens ist alles frisch gerichtet. Man bestellt und und man hört es Schnippeln. Könnte es sein, dass die Ware nicht lange auf Großmärkten herumgezerrt wird? Alles frisch vom Garten, da dieses Land wegen Geldmangels fast keine Lebensmittel importiert?

Den Griechen verdanken wir einen großen Teil unserer Kultur. Wessen ich überdrüssig bin, das ist der ständige Ruf nach einer christlichen Leitkultur. Totaler Quatsch: Wir haben eine antike, eine jüdische und auch eine vom alten Arabien beeinflusste Leitkutur, auf die sich das Christentum drauf setzte.
Ich wollte vor meinem eigenen Abflug zu den Göttern noch einmal das Land sehen, dem wir den Kern unserer Philosophie verdanken. So bin ich hier wieder in Stuttgart hocherfreut angekommen aber auch ein wenig betrübt, weil wir im Denken in den letzten zweieinhalbtausend Jahren nicht entscheidend weiter gekommen sind.