Vincents Tagebuch

Rosenkohl

von | 9. November 2019 | Allgemein

Immer wieder erklären mir Gäste, dass sie alles mögen, nur nicht Rosenkohl.

Das will mir eigentlich nicht in den Kopf. Leiden die Leute unter Kindheitstraumata, erlebten sie zuviel Rosenkohlschändung in der Kantine, oder in schlechten Gasthäusern? War Mutter vielleicht eine von den Verstümmelungsköchinnen, die jedes Grüngemüse solange malträtierten bis es die Farbe Nato-Oliv annahm? Weiß der Teufel, irgendwo müsste der Wohlgeschmack des Gemüses auf den vielfältigen Schlachtfeldern der deutschen Küche massakriert worden sein.

Vielleicht liegt es auch daran, dass es Küchenschurken (innen) gibt, welche der Ansicht sind, dass dem Rosenkohl das Gleiche angetan werden müsste, wie dem Sauerkraut, dem Bayerisch-Kraut und sonstigem Kohl, „je öfter aufgewärmt um so besser schmeckt alle!“. Ja, das glauben viele.

Kohl enthält viele oxydierende Mineralien, so auch der Rosenkohl. Generell will er nicht aufgewärmt werden. Ich liebe keine „al dente“ Gemüse, knackig bin ich selber. Wenn allerdings der Rosenkohl noch ein bisschen fest zu beißen ist, dann ist er kein deutsches Schwergemüse mehr, sondern eine hochelegante Angelegenheit, jenseits allen Heimatmiefs. Kurzum, die Garzeit muss so kurz wie möglich gehalten werden. Deshalb rate ich den Rosenkohl zu halbieren und dem halbierten Röschen den Strunk bis zu den grünen Blättchen einzuschneiden.
Sieben Minuten blanchieren und dann in Butter schwenken, etwas Muskat dran, Pfeffer und Salz.
Das wäre mein Tipp für den nächsten Entenbraten, das Reh oder die Gans.