Vincents Tagebuch

Internet

von | 18. April 2019 | Allgemein

1969, das Jahr Eins einer neuen Zeitrechnung. 
Jetzt haben wir das Jahr 50 nach “IN” (Internet). Durchaus ein Grund zu feiern, denn für mich ist Internet eine gute Sache. Es ist wie mit dem Beton, den man solange verteufelte, bis ein Werbetexter darauf kam sinngemäß zu verkünden. “Beton ist das, was man aus ihm macht. 
Wir wissen alles, und über uns selbst weiß man auch alles. Es nützt vielleicht ein bisschen was, wenn ich nicht bei Facebook noch Twitter mitmache. Trotzdem wissen viele dass ich häufig google und mich bei Wikipedia erkundige. Wir alle nutzen das Internet und wer dies nicht tut ist nicht “Wir”. Erst wurde die Menschheit alphabetisiert und nun wird sie digitalisiert. Die schnelle unüberlegte Nachricht kommt mit hundertfacher Wucht eines Digi-Sandsturms über uns. Wir sind, wenn wir uns nicht ein bisschen Internetdiät auferlegen, dermaßen überinformiert, dass wir nicht mehr wissen auf was es eigentlich ankommt. Mit weiteren Klicks werden wir nach unseren Bedürfnissen, Gewohnheiten und Verlockungen abgehört. Der Überwachungskapitalismus ist allgegenwärtig. Und noch ein Wort zur Hassgesellschaft, zu Losern, die glauben eine Stimme zu haben. Die haben sie tatsächlich, aber nur bei Leuten, die im gleichen Hamsterrad rödeln. Hass gab es auch schon vor der Internet-Zeitrechnung, aber man erfuhr davon nichts. Ich erfahre auch heute davon nicht viel, weil ich mich an der Bloggerei und all den Postings nicht beteilige, und gezwungen bin, meine Zeit besser zu verbringen.
 
Als eingefleischter Verschwörungstheoretiker vertraue ich den hinterherhinkenden Nachrichten auf bedrucktem Papier. Die Journalisten und Schreiber haben immerhin einige Stunden mehr zur Verfügung, um nachzudenken und sich gründliche Recherche anzueignen. Gründliche Gedanken und Recherche? Will das eigentlich noch jemand im Jahr 50 nach „IN“, wenn die Devise des amerikanischen Präsidenten “erst schießen, dann fragen”, von einer breiten Anhängerschaft getragen wird? Man kann schnell glaubhaft Mist verzapfen, und dann schnell zurückrudern, was dann nur wenige bemerken. Die Kraft der Fakes ist groß.
 
Bei Kochrezepten ist es ganz eklatant. Ich muss selbst eingestehen, dass ein Rezept, das ich am Computer schreibe und nicht auf Papier ausdrucke, selten ganz stimmt. Irgendwie macht der Bildschirm besoffen. Deshalb drucke ich mir meine Rezepte seit Neuestem auf Papier, und leider stimmen sie oft trotzdem nicht. Es sei geklagt, das Leben hangelt sich von Fehler zu Fehler, und wer auf Perfektion pocht muss einen Beruf haben, dessen Ergebnisse niemand hinterfragt. Erfreulicherweise sind ungenaue Kochrezepte selten lebensgefährlich.