Vincents Tagebuch

Koch des Jahres

von | 6. Juli 2018 | Allgemein

KOCH DES JAHRES,
besser gesagt, Depp des Jahres.
Man stelle ich vor, das Preisgeld des Büchnerpreises würde von einem Atomkonzern finanziert, oder zur Unterstützung des Bundesverdienstkreuzes würde die Mafia herangezogen. 
Ganz so schlimm ist es bei den Köchen nicht, aber es gibt Parallelen. Gestern kam ein auffordernder Brief ins Haus: Einer meiner Köche könnte sich für den Wettbewerb „Koch des Jahres“ Bewerben. In der Jury richten über das Preisgeld von 10.000 die Euro gestandene Kochweltmeister wie die Sterneköche Dieter Müller, Christian Lohse, Thomas Bühner und andere. Mit im Boot auch die Allgemeine-Hotel-und-Gaststättenzeitung.
Das hört sich prima an, ist aber letzten Endes Prostitution. Den Preis organisiert eine Veranstaltungsagentur unter Mithilfe von Nestlé, Unilever, Langnese, Metro u.s.w..
Warum der renommierte Schokoladenherstelle Valrhona seinen Fuß in diese zweifelhafte Werbekiste setzt, ist mir ein Rätsel. 
Nichts gegen diese Nahrungsmittelkonzerne, die technisch gesehen einwandfreie Ware herstellen oder vertreiben, um eine Kundschaft bedienen, denen gutes Essen eigentlich egal ist, solange es billig zu kaufen ist. Was haben aber diese Nahrungsgiganten in der gehobenen Gastronomie zu suchen. 
Ganz klar, sie wollen sich das Renommee der Gourmandise ans Revers heften, um dann Tütenware und buntbedruckte Schachteln zu verkaufen, die vollbuchstabiert sind mit chemischen Zutaten. Für total gewinnorientierte Konzerne ist das Okay. Nicht Okay ist die Gedankenlosigkeit der Gourmetköche, die sich vor so einen Karren spannen lassen, sich missbrauchen lassen und letztlich nicht über ihr Berufsethos nachdenken. Der gute Koch hat den Auftrag, daran zu arbeiten, dass die Bevölkerung sich besser ernährt, und nicht, dass die Nahrungsmittelkonzernen bessere Gewinne machen.