Eine Mutter hat mit den Allergien der Kindern Sorgen und schrieb mir.
Liebe Frau ….,
zugegeben, Ihre Kinder haben eine starke Einschränkung. Man kann Unverträglichkeit von Gluten, Ei, Milcheiweiß etc. als Krankheit bezeichnen und vielleicht auch stilisieren. Ich selbst habe durch einen Unfall seit dreißig Jahren eine Osteoporose im Fußknöchel. Ich nenne es nicht Krankheit, sondern Behinderung, dass ich beispielsweise nicht joggen oder schnell gehen kann. Kurzum man kann sagen das Glas ist halbvoll oder halb leer, man kann etwas positiv akzeptieren oder dauernd jammern. Man bedenke, das ganze Leben ist mit Einschränkungen gesäumt. Das was man nicht verträgt oder kann, lässt man dann vielleicht einfach bleiben. Versuchen Sie doch mal versuchsweise einen Ausflug in ein Thailändisches Restaurant mit Kokosmilch statt Sahne etc. Ich würde handeln und nicht alles so stark thematisieren, denn Sie machen Ihre Kinder ja zu behinderten Außenseitern, in der Nähe der Invalidität.
Machen Sie es wie ich, was man nicht ändern kann, das trage man mit Fassung. Zu einem heißgeliebten Porsche reicht es mir nicht, deshalb erfreue ich mich an meinem E-Bike, bin happy und lasse mir nicht das Leben mit Unerreichbarem versauen
Ihre Mutter hat natürlich nicht recht, wenn Sie sagt in Stuttgart gäbe es nichts für Allergiker. Im Gegenteil, Leute mit Unverträglichkeiten, Allergien u.s.w. finden bei uns interessante Gerichte. Nur auf den Veganer, den auch noch eine Fruchtallergie vollends aus der Genießersozialisation separierte, auf den bin ich nicht mehr scharf.
Ich habe den Aushang mit der ironischen Äußerung, dass der Zutritt für Allergiker verboten ist immer noch im Speisekartenkasten. Mit Absicht, denn ich möchte in meinem Lokal keine Leute, die nicht lesen können. Es hat sich bewährt. Es sind viele Gäste übriggeblieben, an denen ich jeden Tag meine Freude habe.
Liebe Grüße und Kopf hoch, immer Ihr Vincent Klink